Kiew. Am Wochenende zeigte der ukrainische Präsident zwei inhaftierte Soldaten. Nun wendet er sich an Russlands Verbündeten Kim Jong Un.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vorgeschlagen, gefangen genommene Soldaten aus Nordkorea an Pjöngjang zu übergeben – im Austausch für in Russland festgehaltene ukrainische Kriegsgefangene. Die Ukraine sei bereit, dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un „seine Soldaten zu übergeben“, erklärte Selenskyj am Sonntag. Das sei jedoch nur möglich, wenn Kim einen Austausch gegen ukrainische Kriegsgefangene in Russland „organisieren“ könne.

Für die Nordkoreaner, die angeblich nicht in ihr Heimatland zurückkehren wollen, seien auch andere Optionen möglich, fügte Selenskyj hinzu. Die Ukraine wolle den gefangen genommenen Soldaten unter anderem die Möglichkeit geben, „die Wahrheit über diesen Krieg auf Koreanisch verbreiten“, erläuterte der ukrainische Präsident.

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Die Ukraine hatte am Samstag die Gefangennahme von zwei nordkoreanischen Soldaten in der russischen Region Kursk bekanntgegeben. Selenskyj veröffentlichte in Onlinediensten Fotos von zwei verletzten Männern mit asiatischen Gesichtszügen, jedoch keinen Beweis dafür, dass es sich um Nordkoreaner handelt.

Ein Foto zeigte einen russischen Armeeausweis, der auf einen 26-Jährigen aus der russischen Region Tuwa nahe der Grenze zur Mongolei ausgestellt war. Berichten zufolge stattet die russische Armee nordkoreanische Soldaten mit gefälschten Papieren aus, um ihre Identität zu verschleiern. Am Sonntag bestätigte der südkoreanische Geheimdienst die ukrainischen Angaben.

Der russische Präsident Wladimir Putin (links) und der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un posieren für ein Foto während einer Unterzeichnungszeremonie der neuen Partnerschaft
Im vergangenen Sommer besiegelten der russische Präsidenten Wladimir Putin (l.) und der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un ihre militärische Partnerschaft. © DPA Images | Kristina Kormilitsyna

Selenskyj veröffentlichte am Sonntag ein weiteres Video. Die Aufnahmen sollen ein Verhör der beiden Soldaten aus Nordkorea zeigen. Einer der Männer liegt in einem Etagenbett, der andere sitzt mit einem Kopfverband im Bett. Einer der Soldaten glaubte nach ukrainischen Angaben, nur zu einer Übung nach Russland entsandt zu werden. Erst bei seiner Ankunft habe er gemerkt, dass er in den Kampfeinsatz geschickt worden sei.

Selenskyj spricht Klartext: Russland braucht die Hilfe aus Nordkorea dringend

Dem ukrainischen Geheimdienst SBU zufolge sprechen die beiden Gefangenen weder russisch noch ukrainisch, ihre Befragung laufe „in Zusammenarbeit“ mit dem südkoreanischen Geheimdienst mithilfe koreanischer Dolmetscher.

Bisher haben weder Russland noch Nordkorea bestätigt, dass Nordkorea Soldaten zur Unterstützung der russischen Armee entsandt hat. Nach Angaben der USA und Südkoreas sind etwa 10.000 Soldaten aus Nordkorea in Russland im Einsatz, unter anderem in der Region Kursk an der Grenze zur Ukraine. Selenskyj erklärte am Sonntag zudem, Kreml-Chef Wladimir Putin komme ohne „militärische Hilfe aus Pjöngjang“ nicht mehr aus.