Berlin. Vor gut einem Monat havarierten zwei Tanker vor der Krim. Noch immer tritt Öl aus. Bekommt Putins Kreml die Lage nicht unter Kontrolle?
Sie ist eine wichtige Schifffahrtsroute der Region und ein entscheidendes geostrategisches Nadelöhr im Krieg gegen die Ukraine: Die Meerenge von Kertsch liegt zwischen der Halbinsel Krim und Russland – trennt das Schwarze Meer vom Asowschen Meer, wo die kriegerische Auseinandersetzung auf hoher See geführt wird.
In unmittelbarer Nähe aber passierte Russland Mitte Dezember ein ziviles Malheur, das nun weitreichende Auswirkungen haben könnte: Zwei Öltanker havarierten vor der Halbinsel Krim. Mittlerweile hat sich die Ölpest auch in das Asowsche Meer ausgebreitet und die Küste der südukrainischen Region Saporischschja erreicht.
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Tanker-Havarie: So groß ist die Umweltkatastrophe
Ein 14 Kilometer langer Ölteppich sei auf einer Landzunge am Asowschen Meer entdeckt worden, teilte der prorussische Verwaltungschef Jewgeni Balitski am Samstag im Onlinedienst Telegram mit. Ein zweiter, deutlich kleinerer Ölteppich sei auf einer anderen Landzunge gefunden worden. Bei Sewastopol – 250 Kilometer von der Straße von Kertsch entfernt – konnte Öl am Strand schon vor längerer Zeit nachgewiesen werden.
Die Tanker „Wolgoneft-239“ und „Wolgoneft-212“ waren in einem Sturm verunglückt. Die „Wolgoneft-212“ sank, die „Wolgoneft-239“ lief auf Grund und brach auseinander. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums liefen aus beiden Tankern bisher rund 2400 Tonnen Schweröl aus.
Ölpest: Jetzt macht Putin Druck
Die Region Saporischschja wird teilweise von Russland besetzt gehalten. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte kürzlich kritisiert, dass die Säuberungsarbeiten nach der Tanker-Havarie zu langsam vorangehen würden.
Die Ölpest ist „eine der schwerwiegendsten Umweltprobleme, mit denen wir in den letzten Jahren konfrontiert waren“, wird der russische Präsident von der Nachrichtenagentur AP zitiert. Auf Druck des Kremls erreichte dann eine Notfall-Einsatztruppe am Sonntag die Region, um sich ein Bild der Lage zu machen.
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Ölpest: Das sagt die Ukraine dazu
Die „schwierigste Situation“ habe sich in der Nähe des Hafens von Taman in der Region Krasnodar entwickelt, zitiert AP den russischen Notstandsminister Alexander Kurenkow. Nach wie vor trete Öl aus dem beschädigten Teil des Tankers Wolgoneft-239 ins Meer. Das restliche Öl soll derzeit aus dem Heck des Tankers abgepumpt werden. Es soll sich um das minderwertig erzeugte Schweröl Mazut handeln.
Die von Russland angegriffene Ukraine macht den russischen Behörden bei der Bekämpfung der Ölpest schwere Vorwürfe: „Russlands Praxis, das Problem zunächst zu ignorieren, dann seine Unfähigkeit zuzugeben, es zu lösen und schließlich die gesamte Schwarzmeerregion mit den Folgen allein zu lassen, ist ein weiterer Beweis seiner internationalen Verantwortungslosigkeit“, zitiert AP das ukrainische Außenministerium.
In Videos, die auf den sozialen Medien kursieren, ist zu sehen, wie ölverschlammte Taucher im Einsatz sind. An der Reinigung der Strände der Krim und der südrussischen Schwarzmeerküste sind tausende Menschen beteiligt, darunter auch viele Freiwillige. Seit der Havarie wurden nach russischen Angaben mehr als 147.000 Tonnen ölverschmutzter Sand und Boden von den Stränden entfernt. Hunderte Vögel und dutzende Meerestiere sind bereits verendet.
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