Berlin/Kiew. Im Krieg gegen Russland muss die ukrainische Armee ressourcenschonend agieren und greift deshalb auf einen findigen Trick zurück.
Seit beinahe drei Jahren verteidigt sich die Ukraine gegen eine Invasion durch die russische Armee. Dabei ist die Regierung des Landes permanent im Austausch mit anderen Staaten, um dringend benötigte Waffen für den Fronteinsatz zu beschaffen. Doch im modernen Kriegsgeschehen stehen sich nicht nur Soldaten in Schützengräben gegenüber. Russland nutzt auch vermehrt Drohnen, um ukrainische Städte anzugreifen. Die Abwehr der Flugkörper gestaltet sich durchaus schwierig.
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Nächtliche Drohnenangriffe auf die Ukraine halten an: 78 Kampfdrohnen abgeschossen
Auch am späten Montagabend hat das russische Militär die Ukraine mit Drohnenschwärmen überzogen. Die Kampfdrohnen flogen aus verschiedenen Himmelsrichtungen ein. Ein exaktes Ziel der unbemannten Flugkörper war nicht erkennbar. Bereits in der Nacht zuvor wurden laut Flugabwehr 78 russische Kampfdrohnen abgeschossen, 31 sogenannte Köderdrohnen ohne Sprengsätze wurden elektronisch abgewehrt. Russland setzt vermehrt Köderdrohnen ein, um die ukrainische Flugabwehr zu überlasten. Zudem soll die Flugabwehr gezwungen werden, wertvolle Munition zu verschwenden.
Üblicher Schutz des Frontverlaufs kaum bezahlbar
Neben dem manuellen Abschießen einzelner Drohnen mit einfachsten Mitteln versuchen die Streitkräfte auch flächendeckend den Eintritt der tödlichen aus der Ferne gelenkten Flieger zu verhindern. Dafür gibt es eigentlich handelsübliche Drohnen-Schutznetze. Doch diese haben einen hohen Preis: Rund fünf bis zehn Euro pro Quadratmeter müsste die Ukraine dafür zahlen. Bei einem Frontverlauf von mehreren tausend Quadratkilometern kaum bezahlbar.
Drohnen-Abwehr: Womit die Ukraine im Kampf gegen Russland nun viel Geld spart
Deshalb soll die ukrainische Armee laut dem Portal „Frontliner“ nun auf eine deutlich günstigere Alternative setzen: ausgemusterte Fischernetze. Rund 500 Tonnen solcher Vorrichtungen wurden bereits von niederländischen Fischereibetrieben in die Ukraine gebracht. Dort warten sie in Lagerhallen, wo Armeehelfer diese zum Einsatz aufbereiten. Die Logistik-Operation hat den passenden Namen „Pawtunnja“ (Spinnennetz) erhalten.
Die Soldaten nutzen die Netze, um ihre Schützengräber und Militärtechnik zu bedecken. Auch als Tarnung der Stellungen sind sie nützlich und letztlich zum Schutz vor Einschlägen von Lancet-Kampfdrohnen und FPV-Drohnen. Geschosse prallen meist an der Struktur ab – manchmal verfangen sich Drohnen auch in dem Netz.
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Die Vorrichtungen sollen aber auch mobile Ziele sicherer machen, wie etwa Militär-Lkw. „Das Wichtigste ist, dass uns diese verdammten Drohnen nicht gleich beim ersten Anflug treffen. Das ist jetzt ein Krieg der Artillerie und der Drohnen. Unsere Technik können wir jetzt gleich mit den Netzen schützen“, berichtet ein Soldat gegenüber „Frontliner“, während er ein altes Netz an seinem Fahrzeug anbringt.
Ukrainischer Soldat mit dringender Bitte: Schickt uns mehr Fischernetze
Zwar ändert auch das russische Militär bei seinen Angriffen zunehmend seine Taktik, um die Abfangsysteme zu umgehen. So werden beispielsweise Drohnen mit Brandsetzen vorgeschickt, um diese erste Verteidigungslinie zu durchbrechen, aber insgesamt ist die Ukraine zufrieden mit dem System und bereitet noch weitere Transporte von Fischernetzten an die Front vor: etwa 1000 Tonnen sollen noch folgen.
„Was unsere Stellungen schützen kann, ist nie überflüssig. Mag es auch kein Allheilmittel gegen russische Drohnen sein, aber so manche FPV-Drohne hat sich schon in solchen Netzen verheddert“, sagt der ukrainische Soldat Serhii Plotnyzky gegenüber der Reporter-Plattform und bittet um weitere Hilfen. Wer solche Netze habe und sie nicht mehr benötige, solle der Armee helfen: „Bringt die bitte her!“
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