Washington. Inszenierte Jubelfotos, üppige Bestechungen – jetzt wird enthüllt, wie sich Trumps Sohn Don Jr. vor Ort grönländische Fans erkaufte.
„Grönland liebt Amerika und Trump! Unglaubliche Menschen mit einem ebenso unglaublichen Empfang.“ So tönte Donald Trump Jr., der älteste Sohn des designierten US-Präsidenten gleichen Namens, am Dienstag nach seinem Blitzbesuch auf dem eisigen Eiland. Die Visite sollte die weltweit für Augenrollen sorgende Forderung seines Vaters flankieren, der die zu Dänemark gehörende Insel aus geostrategischen Gründen für die USA beansprucht.
Fotos zeigten Don Jr. am Luxushotel „Hans Egede“ in Nuuk, umgeben von euphorisch lächelnden Menschen, die rote Baseball-Kappen mit dem „Make America Great Again“-Wahlslogan seines Vaters trugen. Jetzt mehren sich Zweifel, ob die angebliche Willkommens-Geste der Einheimischen authentisch war. Es besteht der Verdacht, dass Team Trump den Auftritt von A bis Z fingiert hat.
So sagt es jedenfalls Pipaluk Lynge, Parlamentsabgeordnete der größten Partei Grönlands und Vorsitzende des parlamentarischen Ausschusses für Außen- und Sicherheitspolitik, gegenüber US-Medien. „Es war alles inszeniert, um den Anschein zu erwecken, dass wir – das grönländische Volk – MAGA sind und es lieben, ein Teil der USA zu sein.“
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„Zutiefst geschmacklos“: Jubelnde Einheimische in Wirklichkeit bestochene Obdachlose
Dänische Medien haben recherchiert, dass es sich bei den „Jubelpersern“ teilweise um Obdachlose handelte, die zuvor von Trumps Truppe an einem Supermarkt vor dem Hotel angesprochen worden waren. „Ein Mann ist zu uns gekommen und hat uns eingeladen, hochzugehen und etwas zu essen“, erzählte einer der Obdachlosen. „Es war gut.“ Als Beweis zeigte er Handy-Videos, die das Treffen im Steak-Restaurant im 5. Stock des Hotels dokumentieren. Der Hotelmanager bestätigt den Vorfall: „Sie haben Menschen von der Straße eingeladen und gefragt, ob sie mit ihnen essen und ‚Hallo‘ sagen wollen“, sagte er Reportern. Dort kostet ein T-Bone-Steak umgerechnet 60 Euro.
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Die dänische Zeitung „Ekstra Bladet“ und der Sender DR News zitieren Grönländer mit Sätzen wie diesen: „Sie werden bestochen, und das ist zutiefst geschmacklos“.
Die Abgeordnete Lynge ergänzt, dass Journalisten den Sohn des designierten US-Präsidenten nicht interviewen durften. Nach ihrer Wahrnehmung hätten viele Einheimische Trump Jr. nicht herzlich willkommen geheißen. „Die Leute waren neugierig, aber einige machten Fotos, auf denen sie ihm am Flughafen den Stinkefinger zeigten. Einige schrieben auf Facebook: Yankee go home.“
Dänische Premierministerin Frederiksen bittet um Treffen mit Trump
Trump Senior und Junior haben sich zu den Vorwürfen bislang nicht erschöpfend geäußert. Dagegen nimmt die dänische Premierministerin Mette Frederiksen den Vorgang so ernst, dass sie um ein Treffen mit Donald Trump gebeten hat. Wie das Magazin „Axios“ berichtet, hat die dänische Regierung in privaten Mitteilungen an Trump signalisiert, dass man über die Verstärkung der US-Militärpräsenz in Grönland diskutieren könne, ohne die Souveränität der Insel zu beeinträchtigen.
Trump, der sein Amt am 20. Januar antritt, hat die Kontrolle der USA über Grönland, ein halbautonomes dänisches Territorium, als „absolute Notwendigkeit“ bezeichnet. Er schloss sogar den möglichen Einsatz militärischer oder wirtschaftlicher Sanktionen, einschließlich Zöllen, gegen Dänemark nicht aus. Die Regierung in Kopenhagen will Trump dem Vernehmen nach davon überzeugen, dass seine Sicherheitsbedenken auch ohne die Annektierung oder den Kauf Grönlands gelöst werden können. Auch der grönländische Premierminister Mute Egede erklärte, er sei bereit, mit Trump zu sprechen, wies aber ausdrücklich darauf hin, dass die Unabhängigkeitsbestrebungen der Insel zu respektieren seien.