Washington. Warum der designierte US-Präsident plötzlich über Grönland, Kanada und den Panama-Kanal schwadroniert. Wovon will Trump ablenken?

Donald Trump ist und bleibt als Narzisst unberechenbar. Darum kann man am Ende nur raten, was den schillerndsten Wiedergänger der Weltpolitik kurz vor seinem zweiten Gastspiel im Weißen Haus geritten hat, diesseits und jenseits des Atlantiks mit seinem Grönland-Kanada-Panamakanal-Nato-Spektakel Aufruhr auszulösen.

Nach fast zehnjähriger Beobachtung des Mannes drängen sich zwei Gründe auf, die bei allen berechtigten Tiefenanalysen der einzelnen „Baustellen“, die Trump in einer seiner typisch bizarren Presserunden aufgerissen hat, zu kurz kommen. Erstens: Er wollte ablenken. Wie immer, wenn es irgendwo unangenehm brennt für ihn. So wie an diesem Freitag. Wenn nicht noch der Oberste Gerichtshof in letzter Sekunde hineingrätscht, wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in New York (durch die Verkündung des Strafmaßes im Schweigegeld-Prozess um ihn und den Pornostar Stormy Daniels) zum „verurteilten Verbrecher“.

Dirk Hautkapp, US-Korrespondent in Washington für die FUNKE Mediengruppe.
Dirk Hautkapp, US-Korrespondent in Washington für die FUNKE Mediengruppe. © privat | Privat

Für ihn die ultimative Schmach, die nicht nur die Amtseinführung in zehn Tagen wie eine schwarze Gewitterwolke verschatten würde. Über seine krampfhaften Versuche, sich die Justiz gefügig zu machen, wird aber nur kursorisch berichtet. Seine halbgar vorgetragenen imperialen Gelüste gegen den Nachbarn im Norden, eine Insel im Eis und einen kleinen Wasserstraßentransitstaat im Süden dominieren dagegen die globalen Nachrichten-Zyklen. Erstes Ziel erreicht.

Zweites Ziel: Niemand redet mehr darüber, ob nicht doch Elon Musk der starke Mann ist, der wirklich das Sagen hat. Trump hat den Nebenbuhler im Kampf um die globale Aufmerksamkeit in den Senkel gestellt. Es gibt nur einen Mann fürs Grobe: Donald Trump.