Berlin. 2024 brach alle Wärmerekorde. Doch Klimaschutz hat in Zeiten des Rechtspopulismus einen schweren Stand. Fünf Trends zeichnen sich ab.

Die Klimakrise verschärft sich: 2024 war es so warm wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn – also seit beinahe 140 Jahren. Das verkündete der Deutsche Wetterdienst (DWD) im Dezember. Die Folge: Starke Wirbelstürme, Überschwemmungen und Waldbrände nehmen zu. Wie verheerend sie werden können, zeigte sich Anfang Januar in Kalifornien: Bei heftigen Winden und geringer Luftfeuchtigkeit brannten im Großraum Los Angeles 16.000 Gebäude nieder. Die Flammen breiteten sich über 155 Quadratkilometer aus.

Wie reagiert darauf US-Präsident Donald Trump? Und was bedeutet das für die Klimapolitik in Deutschland, Europa und der Welt? Fünf Trends für das Klimajahr 2025 lassen sich schon jetzt abzeichnen.

EU: Pariser Klima-Abkommen weiterhin "Hoffnungsträger"

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    Trend 1: Der neue US-Präsident Donald Trump hält nichts von Klimapolitik

    Donald Trump hat seine zweite Amtszeit als US-Präsident angetreten – für das Klima ist das keine gute Nachricht. Denn Trump hält den Klimawandel für nicht-menschengemacht. Experten befürchteten aufgrund seiner Ankündigungen im Wahlkampf nun weitreichende negative Folgen für den globalen Klimaschutz.

    Ein Teil der Befürchtungen hat sich unmittelbar nach seiner Vereidigung als Präsident bewahrheitet: Sofort unterschrieb Trump mehrere Verordnungen, die den globalen Kampf gegen den Klimawandel stark ausbremsen. So steigen die USA erneut aus dem Pariser Klimaabkommen aus – Trump hält es für „eine unfaire, einseitige Abzocke“.

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    Dabei stoßen die USA neben China weltweit am meisten Emissionen aus. Nun wird befürchtet, dass auch andere Staaten in ihren Klimaschutzbemühungen nachlassen – oder es den USA sogar gleichtun und aus dem Pariser Abkommen austreten.

    Donald Trump ordnete außerdem an, den Ausbau fossiler Energien stärker zu fördern und die Verpachtung von Gebieten für „massive Windparks“ zu beenden. Während seiner ersten Amtszeit lockerte der Präsident bereits über 70 Umweltregulierungen – seine ersten Amtshandlungen legen nahe, dass das auch in den kommenden Monaten und Jahren der Fall sein wird.

    US-Präsident Donald Trump unterzeichnet Anordnungen im Oval Office des Weißen Hauses. Unter anderem steigen die USA erneut aus dem Pariser Klimaabkommen aus.
    Präsident Donald Trump ordnete an, fossile Energien stärker fördern und aus dem Pariser Klimaankommen auszutreten. © dpa | Evan Vucci

    Eine gute Nachricht für das Klima gibt es aber trotzdem: Vorgänger Joe Biden hat Anfang Januar, also unmittelbar vor der Amtsübergabe, ein weitreichendes Öl-Bohrverbot an den Küsten verhängt. Mehr als 270 Millionen Hektar Land- und Wasserflächen sind betroffen. Aus Trumps Lager hagelte es gleich Kritik, denn für den Präsidenten ist der Erlass aufgrund eines alten Gesetzes nicht einfach rückgängig zu machen.

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    Hinzu kommt: Die einzelnen Bundesstaaten haben nach wie vor die Möglichkeit, sich für den Klimaschutz einzusetzen – das taten sie auch während Trumps erster Amtszeit. „Kontext“, das Institut für Klimafragen aus Österreich, fasst zusammen: „Das werden in den USA keine vier verlorenen Jahre für das Klima.“

    Trend 2: Erneuerbare Energien werden immer wichtiger

    Was Klimaschützern noch Hoffnung macht: der Boom der erneuerbaren Energie. In Deutschland waren laut Bundesnetzagentur 2024 59 Prozent des erzeugten Stroms erneuerbar. Das war ein Rekord. Viel wichtiger noch ist aber, dass nicht nur hier, sondern global in großem Stil in saubere Energie investiert wird. Weltweit fließt mittlerweile doppelt so viel Geld in erneuerbare Energien wie in fossile. Der Trend soll sich 2025 weiter fortsetzen: Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte Energie aus Wind, Wasser und Sonne in diesem Jahr Kohle als größte Stromquelle weltweit ablösen.

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    Meine schwerste Entscheidung

    Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA, prognostiziert: „Die erneuerbaren Energien entwickeln sich schneller, als Regierungen Ziele setzen können. Das liegt auch daran, dass erneuerbare Energien heute in fast allen Ländern der Welt die billigste Möglichkeit bieten, neue Kraftwerke zu bauen.“ Zur Wahrheit gehört aber auch: Investitionen in fossile Energieträger sind nach wie vor hoch. Im vergangenen Jahr haben Investoren über fünf Billionen US-Dollar in fossile Energieträger gesteckt.

    Eine große PV-Anlage im Bioenergiepark Saerbeck: 2025 könnten Erneuerbare Energien Kohle als größte Stromquelle ablösen.
    Eine große PV-Anlage im Bioenergiepark Saerbeck: 2025 könnten Erneuerbare Energien Kohle als größte Stromquelle ablösen. © epd | Detlef Heese

    Trend 3: Die CO₂-Emissionen steigen bald nicht mehr. Aber sinken sie dann?

    Die IEA geht außerdem davon aus, dass die CO₂-Emissionen bald ihren Höchststand erreichen – wahrscheinlich schon 2025, auf jeden Fall noch vor 2030. Bislang waren die Emissionen jedes Jahr gewachsen, im vergangenen Jahr erreichte der weltweite Ausstoß erneut ein Rekordhoch.

    Wie schnell die Kehrtwende kommt, hängt laut Experten vom weltweit größten CO₂-Emittenten ab: China. Dort könnten die Emissionen bereits in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen. Wichtig sei, dass die Emissionen anschließend auch rasch sinken. EU-weit gingen die Emissionen 2024 schon um knapp vier Prozent zurück.

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    In Deutschland sinkt der CO₂-Ausstoß vor allem im Energiesektor, wie der jüngst erschienene Agora-Bericht zur Energiewende zeigt. Für 2025 rechnen Experten mit weiter sinkenden Emissionen. Der Bericht betont jedoch, dass ohne zusätzliche Maßnahmen die notwendigen Emissionssenkungen im Verkehrs-, Gebäude- und Industriesektor nicht erreicht werden.

    Trend 4: Auf der Klimakonferenz in Brasilien liegen neue Hoffnungen

    Wegweisend könnten die Klimaziele (Nationally Determined Contributions) sein, die alle UN-Staaten bis zum 10. Februar festlegen und einreichen müssen – dazu haben sie sich mit dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet. Zuletzt legten die Vertragspartner ihre Klimaziele 2020 vor, die aber bei Weitem nicht ausreichen, um die Klimaziele zu erreichen: Laut Emissions Gap Report 2024 würde eine vollständige Umsetzung der aktuellen Klimabeiträge die globalen Durchschnittstemperaturen immer noch um 2,4 bis 2,6 Grad ansteigen lassen.

    Hoffnungen ruhen außerdem auf der COP30, die im November in Belém, Brasilien, stattfindet. Die COP29 war für viele enttäuschend, die Ergebnisse reichen laut Kritikern nicht aus, um den Klimawandel zu bekämpfen. Viele Fragen sind noch offen: Woher soll das ganze Geld kommen, mit dem ärmere Staaten unterstützt werden sollen? Wann kommt der Ausstieg aus fossilen Energien? Wie ernst es den Staaten in diesem Jahr sein könnte, darüber können die neuen Klimabeiträge erste Auskunft geben.

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    Trend 5: Populismus und Rechtsextremismus bleiben Störfaktoren

    In Italien und den Niederlanden sind Rechtspopulisten bzw. Postfaschisten an der Regierung beteiligt, in Österreich hat Rechtsextremist Kickl den Auftrag zur Regierungsbildung. Und auch in Deutschland steigt die Zustimmung für die in Teilen gesichert rechtsextreme AfD: Der Aufschwung des Populismus, Faschismus und Rechtsextremismus stellt eine ernsthafte Herausforderung für die Klimapolitik dar. Die Bundeszentrale für politische Bildung fasst in einem Bericht zusammen: Rechtspopulistische Parteien wie die AfD lehnen oft wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel ab, und infolge auch jegliche Klimaschutzmaßnahmen, ab. AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel kündigte auf dem Parteitag in Riesa den Kampf gegen die Windräder an und bekräftigte diesen jüngst.