Magdeburg. Bei einem Gedenkgottesdienst kommt Magdeburg zusammen. Eine Gruppe Muslime hat eine Botschaft. Aber auch Rechte demonstrieren.
Als Magdeburg zusammenkommt, ist es still. Die Menschen in der Domstadt haben gut 24 Stunden nach dem tödlichen Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt Kerzen oder andere Lichter dabei. Einige Tausend Einwohner der Stadt versammeln sich auf dem Platz vor dem ehrwürdigen Magdeburger Dom, in dem am Samstagabend ein Gedenkgottesdienst für Opfer und Verletzte des Terrorakts am Abend zuvor stattfindet.
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier findet sich unter den Gästen, ebenso wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Aber auch Einsatzkräfte wie Polizisten, Rettungssanitäter oder Notfallseelsorger, die nach der Attacke auf dem Alten Markt der Stadt schnell halfen, dürfen auf den Stühlen im Innenraum der Kirche Platz nehmen und für einen Moment innehalten.
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Andacht im Magdeburger Dom: „Muslime gegen Terror“-Schilder spalten
Kurz bevor die Domglocken zum ersten Mal erklingen, setzt Regen ein. Die Stimmung ist ruhig. Draußen vor den Toren des Doms stehen auch drei junge Männer, halten Schilder mit Botschaften in den Händen. „Muslime gegen Terror“, ist in schwarzen Lettern auf weißem Grund zu lesen. Eine Frau geht vorbei und schüttelt den Kopf. Es gibt aber auch Menschen, die stehen bleiben.
Viele Magdeburger hätten ihre Dankbarkeit ausgedrückt, seien erfreut an der Anteilnahme, sagt Tino Tanveer Salman. Er ist Mitglied der religiösen Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat. Gemeinsam mit sieben weiteren Gemeindemitgliedern seien sie aus Berlin angereist. „Wir wollen zeigen, dass wir mitfühlen und zum Ausdruck bringen, dass es im Islam nicht erlaubt ist, unschuldige Menschen zu töten“, erklärt er. Stattdessen sei es erklärtes Ziel, der Menschheit zu dienen.
Ahmadiyya Muslim Jamaat gilt als Reformgemeinde. Sie setzt sich für einen friedlichen Islam und für Integration ein. In Deutschland hat der kleine religiöse Zusammenschluss Tino Tanveer Salman zufolge etwa 50.000 Mitglieder. Bei den Magdeburgern Eugenie und Markus Eppler scheint die Geste anzukommen. Beide nicken den Männern mit ihren Schildern zu.
Anschlag in Magdeburg: Rechte versammeln sich im Stadtzentrum
Als mutmaßlicher Todesfahrer auf dem Weihnachtsmarkt gilt ein 50 Jahre alter Arzt, der aus Saudi-Arabien stammt und seit 2006 in Deutschland lebt. Für ein mögliches Motiv halten Ermittler, die Unzufriedenheit mit dem Umgang von Flüchtlingen aus Saudi-Arabien in Deutschland. Vorläufigen Zahlen zufolge starben dabei fünf Menschen, 200 wurden teils schwer verletzt.
Während die Magdeburger den Gottesdienst im Dom draußen über eine Leinwand verfolgen, gibt es auch eine Versammlung am Hasselbachplatz, der zum Party- und Ausgehviertel der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts zählt. Aufgerufen zu der Versammlung hatte die rechtsextreme Kleinpartei Die Heimat. „Lassen wir uns abschlachten?“, skandiert ein Redner. Die Menge johlt. Nicht überall an diesem Abend nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt ist es in Magdeburg so ruhig wie auf dem Domplatz.