Berlin. Hochauflösende Satellitenbilder könnten der Ukraine im Krieg gegen Putins Truppen einen entscheidenden Vorteil verschaffen.
Wenige Unternehmen sind für die Ukraine so hilfreich und verdienen so viel am Krieg gegen Russland wie Rheinmetall. Die Rüstungsschmiede liefert Panzer, Munition – und nun auch Satellitenbilder.
Die Firma aus Düsseldorf expandiert und drängt neuerdings ins Weltraumgeschäft. Es geht Schlag auf Schlag:
- Seit Juni 2024 beteiligt sich der Konzern an der weltweit größten Flotte von Radar-Aufklärungssatelliten, an ICEYE.
- Im September 2024 beschloss Rheinmetall nach eigener Auskunft, die Zusammenarbeit zu vertiefen.
- Nun trägt die Kooperation Früchte: Seit Oktober erhält die Ukraine Bilder von diesen sogenannten SAR-Satelliten.
Die „Sponsoren“ der Ukraine
Die Militärhilfe ist das Ergebnis eines Deals zwischen drei Parteien: Ukraine, Rheinmetall und Bundesregierung. Sie ist Auftraggeber und damit Finanzier.
Mit rund 1,4 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen der Bundeswehr und dem regulären Verteidigungsetat wird schon das satellitengestützte Kommunikationssystem der Truppe modernisiert. So gesehen ist die neue Kompetenz von Rheinmetall im nationalen Sicherheitsinteresse.
Auch interessant: Putins Materialschlacht: Ist Rheinmetall kriegsentscheidend?
Finnen arbeiten auch für US-Army und Nasa
ICEYE ist eine Erfolgsstory. Die Firma mit Sitz im finnischen Espoo gibt es erst seit zehn Jahren und bot anfangs Daten zur Erdbeobachtung. Inzwischen ist sie weltweit aktiv, unter anderem mit einem Sitz in den USA, wo sie auch für die Streitkräfte und die Nasa arbeitet.
Die Finnen haben eine besondere Fähigkeit, fast schon eine Insel-Kompetenz: SAR-Satelliten. SAR steht für Synthetisches Apertur Radar. Es sind kleine Aufklärungssatelliten in niedriger Umlaufbahn. ICEYE verfügt über 38 davon und plant in den weitere 28 in den nächsten zwei Jahren zu starten.
Spionagebilder auch bei Nacht und Nebel
Völlig unabhängig von Wetter und Tageszeit können sie hochauflösende Bilder machen, die sehr detailliert sind; selbst kleinste Objekte auf der Erdoberfläche sind identifizierbar. Das ist an der Front ein Vorteil: für Überwachung, Zielerfassung, Aufklärung.
Im Grunde sollte es Überraschungsangriffe im klassischen Sinne fast nicht mehr geben. Das Gefechtsfeld wird praktisch in Echtzeit von Drohnen und Satelliten überwacht. Die Radar-Aufklärungssatelliten von ICEYE klären dann auch den letzten blinden Fleck auf.
Bereit für den Krieg im Weltraum
Rheinmetall kann sowohl bestimmte Kapazitäten buchen als auch auf SAR-Daten der gesamten Flotte zurückgreifen. Bisher stand ein Satellit für die Ukraine bereit. Der Geldgeber war die Serhiy Prytula Charity Foundation, eine ukrainische Organisation zur Unterstützung der Armee. Mit dem Rheinmetall-Deal wird das militärische Sichtfeld erweitert.
Die Ukraine wird besser denn je größere Truppenbewegungen oder Raketenabschüsse erkennen können. Gleichzeitig wird sie schon für die absehbar nächste Dimension der Kriegsführung fit gemacht: den Weltraum.
Lesen Sie auch: Rheinmetall & Co. boomen: Wo Rüstungskonzerne expandieren
- Die wichtigsten Anworten: Wie wahrscheinlich es ist, dass Putin die Nato angreift?
- Kommentar: So gefährlich sind Wladimir Putins Atom-Drohungen wirklich
- Atomwaffen: Mitten in den USA probt die Ukraine für russischen Atomschlag
- Fragen & Antworten: US-Raketen auf Russland: Eskaliert jetzt der Ukraine-Krieg?
- Waffen: RS-26 „Rubezh“: Was die Interkontinentalrakete gefährlich macht