Berlin. Die ersten nordkoreanischen Soldaten sind in Russland angekommen. Putins Schlachtplan mit der Achse der Autokraten scheint aufzugehen.

Nun ist es also heraus: Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes HUR sind die ersten nordkoreanischen Soldaten in der russischen Region Kursk angekommen. Sie wurden entsandt, um russische Verbände im Krieg gegen die Ukrainer zu unterstützen, die einen Teil des Kursker Gebiets besetzt haben. Insgesamt sollen zwischen 3000 und 12.000 nordkoreanische Kräfte in Russland trainiert werden, um auch in der Ukraine zu kämpfen, heißt es.

Kremlchef Wladimir Putin streitet dies nicht einmal ab. „Das ist unsere Sache“, kommentiert er kalt lächelnd. Er verweist auf den im Juni unterzeichneten Vertrag über die russisch-nordkoreanische Partnerschaft. Dieser sieht gegenseitige Militärhilfe vor, wenn eines der beiden Länder angegriffen wird.

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3000 oder selbst 12.000 nordkoreanische Soldaten entscheiden zwar nicht den Ukraine-Krieg. Aber möglicherweise handelt es sich nur um eine Vorhut. Eine nordkoreanische Interventionsarmee von zum Beispiel 100.000 Mann oder mehr könnte die ohnehin von den Ukrainern nur noch mit Mühen gehaltene Front kollabieren lassen. Aktuell soll Russland 600.000 bis 700.000 Kräfte in der Ukraine und im Grenzgebiet Kursk im Einsatz haben. Mehr als 100.000 seien bereits gefallen, sagen westliche Sicherheitskreise.

Putins Schlachtplan scheint aufzugehen

Das nordkoreanische Kontingent passt in Putins Kanonenfutter-Strategie. Menschliche Verluste zählen für ihn ebenso wenig wie für den Steinzeit-Kommunisten Kim Jong-un in Pjöngjang. Russische Erde zurückholen, Vormarsch bis zum Sieg, lautet sein Mantra. Im Gegensatz zur Ukraine kann er auf fast unerschöpfliche personelle Ressourcen zurückgreifen.

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Putins Schlachtplan scheint aufzugehen. Im Donbass schreiten seine Truppen langsam, aber sicher voran. Dies liegt auch darin begründet, dass der Westen „rote Linien“ gezogen hat, die die Verteidigungskraft der Ukraine blockieren. Solange die Ukraine die Raketensilos, Kampfjets und Militärdepots tief im russischen Hinterland nicht mit westlichen Waffen zerstören kann, ist sie den Attacken des Aggressors schutzlos ausgeliefert.

Kommentarfoto Michael Backfisch
Michael Backfisch, Politik-Korrespondent © Reto Klar | Reto Klar

Dennoch hat auch Putins Waffenkammer Grenzen. Er ist auf Bündnispartner angewiesen. So bekommt Russland Artilleriemunition und Raketen aus Nordkorea. Der Iran liefert Drohnen und Raketen. China stattet Moskau mit Dual-Use-Gütern aus, die militärisch und zivil genutzt werden können. Durch diese Militärachse der Autokraten ist der Ukraine-Krieg längst zu einem verdeckten Weltkrieg geworden.

Deutschland und die rosarote Brille

Bei der Allianz handelt es sich allerdings um keine Charity-Veranstaltung für Putin. Sie wird durch knallharte Interessen definiert. Nordkorea erhofft sich im Gegenzug russisches Knowhow bei Technologien für taktische Atomwaffen und U-Boot-Raketensysteme. Der Iran baut auf Moskaus Nuklear- und Raketentechnologie. Die aufstrebende Supermacht China profitiert von den billigen Rohstoffpreisen des Juniorpartners Russland.

Möglicherweise hat die Achse der Autokraten auch eine Terrorismus-Dimension. Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ erhielt die schiitische Huthi-Miliz im Jemen über iranische Mittelsmänner russische Satellitendaten. Damit könnten Schiffe im Roten Meer mit Raketen und Drohnen ins Visier genommen werden. Sollte dies zutreffen, wäre dies eine äußerst gefährliche Weiterung des Konflikts im Nahen Osten.

In Deutschland gibt es eine gewisse Tendenz, diese Entwicklungen durch die rosarote Brille zu sehen. Den Mit-Verhandlungen-wird-alles-gut-Pazifisten von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht bis zum SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich sei empfohlen: Augen öffnen! Die geopolitischen Realitäten sind hart. Man kann sie sich nicht wegwünschen.