Berlin. Die AfD gewinnt die Landtagswahl in Thüringen. Aber ihr Spitzenkandidat Björn Höcke hätte den Einzug ins Parlament fast verpasst.
Erstmals hat die AfD eine Landtagswahl gewonnen. In Thüringen kommt sie auf 32,8 Prozent der Stimmen (2019: 23,4 Prozent), wie die Landeswahlleitung auf ihrer Homepage bekanntgab.
Was dabei überrascht: Thüringens AfD-Chef Björn Höcke (52) hat das Direktmandat verpasst. Er erhielt laut vorläufigem Ergebnis im Wahlkreis Greiz II 38,9 Prozent der Stimmen. Dort triumphierte der CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner, der 43 Prozent bekam. Als Spitzenkandidat gelang Höcke aber über die Landesliste (Platz 1) der Einzug in den Landtag.
Höcke verpasst Direktmandat, weil er Tischner unterliegt
Wer ist Christian Tischner, der Politiker, der sich gegen Höcke durchgesetzt hat? Er ist ausgebildeter Lehrer für Geschichte und Sozialkunde, schloss 2008 sein zweites Staatsexamen ab. Bis 2010 war er am Staatlichen Gymnasium Greiz tätig. Daneben war er seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Didaktik der Politik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Von 2011 bis 2016 war Tischner Dozent am Zentrum für Schlüsselqualifikationen der Universität Passau (Niederbayern). 2013 folgte die Rückkehr in den Schuldienst: an der Kooperativen Gesamtschule „Adolf Reichwein“ in Jena. Tischner ist evangelisch, verheiratet und hat zwei Kinder.
- Der Newsblog zu den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen
- Ministerpräsident Rhein im Interview – CDU attackiert Wagenknecht
- Journalist legt Finger in die Wunde der Ampel: „Das ist fatal“
Höcke scheiterte schon zuvor als Direktkandidat
Die AfD kommt im neuen Thüringer Landtag insgesamt auf 32 Sitze, 29 davon erhält sie über Direktmandate. Daher reichen die Listenplätze 1 bis 3 ebenfalls für den Einzug ins Parlament. Die Liste wäre nicht zum Zug gekommen, wenn die AfD ihre 32 Sitze alleine durch Erfolge bei den Erststimmen erhalten hätte. Es wäre also durchaus möglich gewesen, dass Höcke als Spitzenkandidat nicht in den Landtag einzieht.
2019 hatte Höcke im katholisch geprägten Eichsfeld gegen die CDU verloren, auch 2014 war er dort gescheitert. Höcke wohnt in einem kleinen Ort im Eichsfeld im Norden Thüringens. Im Vorfeld der aktuellen Wahl hatte er deswegen lange nach einem aussichtsreichen Wahlkreis gesucht.
Auch CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt hat das Direktmandat knapp verpasst. Dem vorläufigen Ergebnis vom Sonntag zufolge unterlag er im Wahlkreis Saale-Holzland-Kreis II mit 37,5 Prozent der Erststimmen knapp Wiebke Muhsal von der AfD, die 38,9 Prozent erreichte.
Die CDU landete insgesamt bei 23,6 Prozent (2019: 21,7). Aus dem Stand schaffte das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) 15,8 Prozent – und ließ damit die Linke von Ministerpräsident Bodo Ramelow weit hinter sich, die dramatisch auf 13,1 abstürzte (2019: 31,0).