Chicago. Bei Kamala Harris blitzte er ab, jetzt probiert es der Kennedy-Spross offenbar bei Donald Trump. Der zeigt sich offen für einen Deal.

Sie hat das Geld, er den Namen. Wenn sie – die Ex-Google-Milliardärin Nicole Shanahan – öffentlich darüber sinniert, ob er – Robert F. Kennedy Jr., Neffe des ermordeten Ex-Präsidenten John F. Kennedy – seine seit Monaten von einer Pleite in die nächste rauschende Präsidentschaftskandidatur als Parteiunabhängiger beizeiten aufgeben sollte, horchen die Wahlkämpfer von Demokraten und Republikanern genau hin. 

Zumal dann, wenn Shanahan, die ohne jede politische Erfahrung als Vize-Präsidentschaftskandidatin firmiert, damit liebäugelt, dass man sich mit dem zuletzt auf fünf Prozentpunkte geschrumpften Umfragen-Kapital dem Republikaner Donald Trump anschließen könnte. Um das im Aufwind befindliche demokratische Duo Kamala Harris/Tim Walz zu verhindern. Was offenbar am Freitag auch geschehen ist, zumindest berichten US-Medien, dass Kennedy sich für Trump ausgesprochen habe und allen seinen Anhängern empfehle, den republikanischen Kandidaten zu unterstützen. Kennedy selbst verkündete bei einem Auftritt in Arizona, dass er sich in den Swing States aus dem Wahlkampf zurückziehen werde.

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Kennedy-Vize: Denken über Zusammenschluss mit Trump nach
Nicole Shanahan unterstützt Kennedy als Vize-Kandidatin. © DPA Images | Eric Risberg

Shanahan pumpt selbst Millionen in den Wahlkampf

Letzteres, so die angeblich wegen einer Affäre mit Elon Musk von Google-Mitgründer Sergey Brin geschiedene und finanziell entsprechend auskömmlich ausgestattete Juristin, könne erschwert werden, wenn man im Rennen verbleibe. Ihre Annahme in einem Interview: „Wir würden wohl eher bei Donald Trump Wähler absaugen.” Umfragen hatten dies zuletzt in mehreren Swing States bestätigt.

Dass Shanahan, die einst die Demokraten alimentiert und Kennedys Wahlkampf mit über zehn Millionen Dollar finanziert hat, die politische Nähe zu Trump sucht, verwundert. 

Am Rande des Demokraten-Parteitags in Chicago bestätigten Parteifunktionäre auf Nachfrage, dass Kennedy erst kürzlich bei Kamala Harris angeklopft habe. Tenor: Kandidatur-Aufgabe gegen Kabinettsposten. Harris sei nicht drauf eingegangen. 

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Trump über Kennedy: „Ich mag ihn“

Shanahan bestreitet scharf, dass es solche Gespräche gegeben habe. Richtig sei dagegen, dass die Trump-Kampagne aufrichtiges Interesse an einzelnen Politik-Konzepten Kennedys (etwa zu chronischen Erkrankungen) angemeldet habe und man sich darum eine Allianz gut vorstellen könne. Wie? In welchem Rahmen? Keine Details. Tatsächlich zeigte sich Donald Trump offen für eine Rolle Kennedys in einer zukünftigen Regierung. „Ich mag und respektiere ihn“, sagte Ex-Präsident im US-Fernsehen, ohne konkret zu werden. 

Was ist davon zu halten? Nun, Kennedy selber hat sich zu dem Vorstoß seiner politischen Partnerin bisher nicht geäußert. Auf dem Musk-Portal X postete der 70-Jährige, der es bis heute nur auf die Stimmzettel von 19 der 50 US-Bundesstaaten geschafft hat, lediglich einen Placebo-Satz: „Wie immer bin ich willens, mit den Spitzen aller politischen Parteien zu sprechen, um die Ziele zu befördern, für die ich mich seit 40 Jahren in meiner Karriere und in diesem Wahlkampf eingesetzt habe.” 

Geht Kennedy das Geld aus?

Bei den Demokraten sieht man dazu keine Veranlassung. Seit dem Wechsel von Joe Biden zu Kamala Harris sind Kennedys Umfragenwerte, die vor Monaten mal bei bis zu 15 Prozent lagen, abgestürzt. Außerdem behaupten er und Shanahan in einem unfreundlichen Gestus, dass die Demokraten, von Haus aus die Partei des Kennedy-Clans, der Robert F. als von der Herde ausgestoßenes schwarzes Schaf betrachtet, seine Wahl-Kampagne „sabotiert” hätten. Konkret seien Leute eingeschleust worden, die für Kennedy juristische Probleme erzeugt hätten, sagte Shanahan verschwurbelt, nannte aber keine konkreten Sachverhalte. Die demokratische Parteizentrale winkt ab und spricht von „verschwörungstheoretischem Unsinn”.

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Im Umfeld Kennedys werden ganz profane Gründe für die öffentlichen Gedankenspiele vermutet: „Ihm geht schlicht das Geld aus. Und nach dauernden Skandalen haben die Wähler ihn zunehmend satt. Die Kampagne ist im Prinzip so gut wie tot”, sagte ein Vertrauter der Polit-Dynastie aus Boston. Darum werde jetzt an einer Legende für den Ausstieg gebastelt. Wettbüros beziffern die Wahrscheinlichkeit, dass Kennedy den Schritt demnächst vollzieht, mittlerweile auf über 60 Prozent. Shanahan betont, noch sei nichts entschieden.