Berlin. Am Wochenende sollen mehrere Dutzend Wagner-Söldner in Mali getötet worden sein. Der ukrainische Geheimdienst war offenbar daran beteiligt.

Der Ukraine-Krieg ist völlig entgrenzt, bildlich wie buchstäblich. Denn Russland und Ukraine führen auf allen Feldern und überall Krieg, selbst in Afrika, tausende Kilometer von der Front entfernt.

Seit Tagen kursieren im Netz grässliche Bilder von russischen Söldnern in Mali, die in einen Hinterhalt geraten sind und getötet wurden. Genauso lang wird darüber gemunkelt, dass die Ukraine dahinter steckt. Jetzt gibt es Gewissheit: In Kiew hat der Geheimdienst HUR dies bestätigt.

Wagner-Gruppe mit schwerer Verlusten

Er unterstützt die Aufständischen in Mali gegen die Regierung mit Informationen und Waffen. Denn: Auf Regierungsseite kämpfen Söldner der sogenannten Wagner-Gruppe.

Die Angaben über die Verluste bei den Gefechten am 25. und 26. Juli nahe der Grenze zwischen Mali und Algerien schwanken stark, von 20 bis zu 80 Toten (laut BBC) ist die Rede. Außerdem wurden viele Kämpfer verletzt oder gefangen genommen.

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Andriy Yusov vom HUR erklärte dem Portal „Kyiv Post“, dass „die Rebellen die notwendigen Informationen erhalten haben, die eine erfolgreiche Militäroperation gegen russische Kriegsverbrecher ermöglichten.“ Die Motive sind unschwer zu erraten:

  • Afrika ist für Kremlchef Wladimir Putin eine Interessenzone. Einige Staaten, denen er militärisch hilft, können mit Gold, Diamanten, Gas und Öl bezahlen. Die Ukraine durchkreuzt seine Pläne.
  • Wer in Mali stirbt, kann nicht mehr in der Ukraine kämpfen.
  • Rache an der Gruppe-Wagner. Ihr werden viele Kriegsverbrechen zur Last gelegt.

Der Zweck heiligt Mittel und Allianzen

Der Name „Wagner“ klingt inzwischen wie ein fernes Echo. Vor allem im ersten Jahr des Ukraine-Krieges spielte die berüchtigte Söldnertruppe eine entscheidende Rolle. Sie rekrutierte Strafgefangene und blieb als besonders grausam in Erinnerung.

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Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner. Auch nach seinem Tod übt die Ukraine Rache, in Afrika.
Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner. Auch nach seinem Tod übt die Ukraine Rache, in Afrika. © DPA Images | -

Gegründet wurde die Gruppe von Jewgeni Prigoschin, von einem Putin-Vertrauten, der sich bitterlich über die russische Militärführung beklagte, einen Putschversuch startete, ihn jäh abbrach, in Ungnade fiel. Wenig später starb der Verräter (Putin über Prigoschin) bei einem Flugzeugabsturz bei Moskau, bei einem Bombenanschlag. Teile der Truppe blieben aktiv, auch in Afrika.

Gruppenfoto mit ukrainischer Fahne in Afrika

Mali ist ein gescheiterter Staat. Selbst das frühere Kolonialland Frankreich versagte als Ordnungsmacht; ebenso die internationale Staatengemeinschaft mit mehreren Missionen, unter anderem mit Beteiligung der Bundeswehr.

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Auf beiden Seiten gehen die Kriegsparteien Zweckbündnisse ein: Eine Militärjunta ersetzte die westlichen Friedensmissionen durch Russland als Schutzmacht. Umgekehrt verbündeten sich die Tuareg mit Norden des Landes mit islamistischen Terrorgruppen – und jetzt mit der Ukraine. Davon zeugt ein Gruppenfoto mit der ukrainischen Fahne. Der Zweck heiligt die Mittel, genauer gesagt: die seltsamsten Verbündeten und Allianzen.

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Offenbar ist der ukrainische Geheimdienst auch im Sudan aktiv. Er berät und unterstützt die Gegner der Russen beispielsweise bei der Kriegsführung mit Drohnen. Schon in der Vergangenheit waren überdies Videos aufgetaucht, in denen Ukrainer dort gefangene Russen verhörten.

Jetzt heißt es, die Rebellenbewegung habe angeboten, der Ukraine gefangen genommene Wagner-Söldner zu übergeben. Geheimdienstler Jussow bemerkte dazu lediglich, was die Ukraine tue, geschehe im Einklang mit dem Völkerrecht. Ein Dementi klingt anders.

„Drei von uns sind übrig geblieben“

In der Wüste sind die Tuareg in ihrem Element. Bei den jetzigen Gefechten nutzen sie offenbar einen Sandsturm, um den Regierungstruppen und den Russen einen Hinterhalt zu legen. Diese verloren gepanzerte Fahrzeuge, Lastwagen und Tankwagen.

Vor allem verlor die Wagner-Truppe viele Menschen, unter ihnen einen bekannten Militärblogger und einen Kommandeur. Der angeblich letzte Funkspruch der Einheit: „Drei von uns sind übrig geblieben und kämpfen weiter.“ Und so stößt Russland, das im Ukraine-Krieg herbe Verluste zu beklagen hat, selbst in Afrika auf die ukrainische Spur.

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