Berlin. Putin lügt sich in einen Krieg, doch die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF bieten statt Sondersendung nur Standardprogramm.
Es ist wieder so ein Abend gewesen: Während die Welt atemlos dem Auftritt von Wladimir Putin folgt, man kaum glauben kann, was der russische Präsident da am Dienstagabend von sich gibt, während Putin Lüge an Lüge reiht, spulen die Reporter der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihr normales Programm ab.
Unmittelbar nach der Putin-Rede wird im „heute journal“ im ZDF zu den Korrespondenten in Moskau, Washington, Berlin, Kiew geschaltet, die Lage analysiert – und das war’s. Anschließend läuft die Weltuntergangsserie „Sløborn“, die mag zwar zum Thema passen, aber der Zuschauer erfährt nichts mehr zu Putin und zur Ukraine, zur Lage in den russischen Separatistengebieten, zu politischen Reaktionen aus Deutschland und der Welt.
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Ukraine-Konflikt: Kein Sonderprogramm bei ARD
Ähnlich in der ARD, dort starten die Tagesthemen etwas später, lassen ihre Korrespondenten zu Wort kommen, zeigen Auszüge aus Putins Rede, liefern einen Kommentar – das war’s. Anschließend könnte man sich ein Porträt einer Impfgegnerin anschauen. Könnte, wenn man nicht schnell zu CNN umgeschaltet hätte. Lesen Sie auch: Ukraine-Konflikt: Harte Kritik auf Twitter an ARD und ZDF
Nicht zum ersten Mal erfüllen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihren Auftrag nicht. Warum wurde da nichts vorbereitet? Es hatte sich doch in den letzten Tagen abgezeichnet, dass Putin genau diese Schritte gehen könnte: Anerkennung der „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk und anschließend Einmarsch russischer Truppen in ebenjene Regionen.
Warum gab es keine Sondersendung am späten Abend, wo Russland-Experten erklären, wie es weitergehen könnte, was das für Nord Stream 2 bedeutet? Warum kommen keine Politiker zu Wort, die heutzutage alle via Zoom ins Fernsehen zu holen sind? Die Sondersendungen gab es dann am Dienstagabend. Einen Tag zu spät. Dafür mag man keinen Rundfunkbeitrag zahlen.