Düsseldorf. Bundesgesundheitsminister Lauterbach kündigt eine vierte Impfung für alle gegen Corona an. Doch tausende Ältere in NRW sind noch ungeimpft.

Die aktuelle Virusvariante Omikron hat in der Corona-Pandemie einige Gewohnheiten auf den Kopf gestellt: Wo noch vor einem Jahr Inzidenzen über 50 schreckten, regte man sich jüngst über gar vierstellige Werte kaum mehr auf. Nicht nur Omikron mag der Pandemie etwas an Schrecken genommen haben, weil es zwar ansteckender, aber weniger gefährlich ist. Auch die Impfungen zeigen Wirkung. Doch inzwischen bewegt sich die Impfquote in NRW kaum noch merklich von der Stelle.

„Rund ein Fünftel der Bevölkerung in NRW ist noch ungeimpft“, sagt eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums. Der Wert bezieht sich auf alle Altersgruppen. Besonders relevant aus Sicht des Ministeriums sind die Älteren über 60 Jahre. Denn mit dem Alter steigt das Erkrankungsrisiko bei Corona merklich an.

Noch immer gibt es Impf-Neulinge in NRW. Im Durchschnitt waren das in den vergangenen 14 Tagen rechnerisch 432 Personen pro Tag, teilt die Sprecherin mit. Die Impfquote bei den Corona-Impfstoffen steht indes bei den Erstimpfungen seit gut zwei Wochen bei 81,5 Prozent. Auch die Zweitimpfungen kommen seit zwei Wochen nicht von der Stelle und lagen zuletzt bei 79 Prozent. Die Quote der „Booster“-Impfung - 1. Auffrischung - steigt in winzigen Schritten, grob um 0,1 Prozentpunkte je Woche seit April. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung die größten Schritte macht dei 2. Aufrischungsimpfung. Sie wuchs zuletzt um etwa 0,5 Prozentpunkte pro Woche. Aktuelle Daten zur Corona-Lage in NRW finden Sie hier.

Corona in NRW: Zu große Impflücke bei Älteren

In der vor allen Dingen für die zweite Auffrischimpfung relevanten Altersgruppe der 60+-Jährigen sind inzwischen fast ein Viertel der Menschen (23,7 %) in Nordrhein-Westfalen ein zweites Mal geboostert, ist im NRW-Gesundheitsministerium zu erfahren. Auf der anderen Seite aber sind knapp sechs Prozent in dieser Altersgruppe noch gänzlich ungeimpft gegen Corona. Das klingt nach sehr wenig, doch die konkreten Zahlen geben ein anderes Bild:

Lesen Sie auch:Bundesverfassungsgericht billigt Pflege-Impfpflicht

Bei etwa 5,1 Millionen Menschen über 60 Jahre in NRW - zum Stand Ende 2020, jüngere Daten liegen laut IT NRW nicht vor - sind demnach also mehr als 300.000 Menschen in NRW derzeit nicht gegen Corona geimpft (Anmerkung der Red.: In der ursprünglichen Textfassung war eine falsche Zahl genannt, die auf einem Rechenfehler beruht). Sie laufen also Gefahr, das Virus ungehemmt weiterzugeben bzw. schwer daran zu erkranken, warnen Virologen und Infektiologen. Im NRW-Gesundheitsministerium betont man deshalb, „es ist weiter wichtig, diese Impflücke zu schließen“, sagt die Sprecherin.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach: Vierte Impfung für alle im Herbst

„Die Corona-Pandemie ist noch nicht zu Ende und wird es wohl auch für längere Zeit noch nicht sein“, mahnt auch der Immunologe Prof. Carsten Watzl von der TU Dortmund. Ausgestanden sein werde die Pandemie wohl erst, „wenn der Großteil der Bevölkerung entweder infiziert war oder ausreichend gegen Corona geimpft ist.“ Dies schütze zwar nicht vor einer Infektion, „aber vor einem schweren Verlauf eine Erkrankung“, meint Watzl.

Lesen Sie auch:Viel weniger Corona-Tests, aber mehr „positiv“

Die nächste Impfkampagne wird deshalb kommen: im Herbst. Das hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unlängst angekündigt. Er werde im großen Stil Impfstoffe besorgen lassen, damit „alle, die das brauchen oder wünschen“, eine vierte Impfung erhalten, mit dann angepassten Impfstoffen. Bis dato wird eine vierte Impfung nur bestimmten Berufsgruppen empfohlen und Menschen über 70 Jahre. Ob es im Herbst eine neue Corona-Welle geben wird und welche Virus-Varianten dann vorherrschen könnten, ist laut Lauterbach noch offen.

Weitere Texte zur Corona-Pandemie in NRW lesen Sie hier:

(dae)