Düsseldorf. Viel weniger Menschen in NRW lassen sich noch ohne Anlass auf Corona testen. Dagegen steigt die Zahl der Fälle, in den Tests dann positiv sind.
Die Corona-Pandemie schwächt sich in NRW erkennbar ab. Aber es ist schwieriger geworden, sie mit Zahlen zu fassen. Einer der Gründe: Die Zahl der offiziell registrierten Schnelltests ist deutlich gesunken.
Zum Jahresbeginn waren in NRW insgesamt 7,36 Millionen Schnelltests registriert worden, im Februar lag der Höchstwert bei 7,4 Millionen. Anfang Mai wurde indes nur noch 1,31 Millionen Schnelltests gezählt.
Corona in NRW: Viel mehr Bürgertests mit Ergebnis “positiv“
Die Zahlen, die das NRW-Gesundheitsministerium auf Anfrage veröffentlicht hat, zeigen einen auffallenden Unterschied: Im Winter waren sogenannte anlasslose Tests durch „2G“ oder „3G“ noch vielfach notwendig - etwa bei Shopping-Tour oder Kneipenbesuch. In der Folge gab es deutlich mehr Schnelltests, aber insgesamt lag die Positiv-Rate im Verhältnis viel niedriger. Aktuell sind Coronatests nur noch in sehr wenigen Bereichen vorgeschrieben, doch die Situation ist genau umgekehrt: Es gibt deutlich weniger Tests, aber viel mehr enden mit dem Ergebnis „Corona-positiv“.
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Daraus ergibt sich: Wer sich jetzt testen lässt, hat offenbar häufiger den konkreten Verdacht, mit Corona infiziert zu sein. Das führt möglicherweise mit dazu, dass nach wie vor täglich mehrere Tausend Neu-Infektionen in NRW registriert werden, zumal ja die vorherrschenden Omikron-Varianten als besonders ansteckend gilt: „Es werden mittlerweile weniger ‘symptomlose’ Infektionen bei den Tests aufgedeckt“, sagte eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums auf Nachfrage.
Dunkelzimmer bei Corona-Infizierten ist höher
So war die Positiv-Rate Anfang Januar im Bereich von 0,4 bis 0,5 Prozent. Anfang Mai lag sie bei bis zu 5,7 Prozent. Auch die Gesamtzahl der Positiv-Tests ist deutlich gestiegen: In der ersten Januarwoche waren es 32.655 positive Testmeldungen, in der ersten Mai-Woche zeigten die kostenlosen Bürgertests in 70.983 Fällen das Ergebnis „Corona-positiv“.
Info: Zahlen zur aktuellen Corona-Lage in NRW finden sie hier
Am höchsten war der Wert Ende März, als fast 320.000 Positiv-Tests gezählt wurden, obwohl gut zwei Millionen weniger Schnelltests im Vergleich zum Januar abgerechnet worden waren. Im Ministerium zieht man den Schluss aus dieser Entwicklung: „Es wird eine höhere Dunkelziffer von Infizierten geben“, sagt eine Ministeriumssprecherin. Das heißt, die Aussagekraft der Inzidenz, die das Robert-Koch-Institut (RKI) täglich aktualisiert, „ist inzwischen eine andere“, sagt die Sprecherin. Die derzeit deutlich sinkenden Werte sind also mit Vorsicht zu genießen.
PCR-Tests: Postiv-Quote in einem Auf- und Ab
Bei den PCR-Tests, die als besonders aussagekräftig in Bezug auf eine Corona-Infektion gelten, gibt es ebenfalls Bewegung bei der Positiv-Quote: In einer leichten Wellenlinie bewegt sich die Kurve seit Januar auf und ab.
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Zuletzt war wieder ein leichter Abwärtstrend zu beobachten: Im Januar stieg sie von 20,7 Prozent in der ersten Woche bis auf 42,1 Prozent in der letzten Januar-Woche, die höchsten Wochenwerte gab es bis dato Mitte März (49%) und Mitte April (52,5%). In der zweiten Mai-Woche lag der Wert bei 40,1 Prozent. Wer einen PCR-Test machen lässt, weil er befürchtet mit Corona infiziert zu sein, hatte also Anfang Mai im Vergleich zum Jahresbeginn eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich das bestätigt.
(dae)
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