Düsseldorf. Der Koalitionsstreit um strengere Vorschriften für die Fleischindustrie ist auch im NRW-Landtag ein Thema. Laumann weist Einknick-Vorwurf zurück.
Der Berliner Koalitionsstreit um
strengere Vorschriften
für die
Fleischindustrie
ist auch im NRW-Landtag ein großes Thema. Warum kommt das neue Gesetz nicht so schnell wie angekündigt? Was ist sinnvoll?
Bei diesen Fragen wurde es sehr
emotional
. „Ich glaube, ohne meinen Brief an das Corona-Kabinett wäre gar nichts in Gang gekommen!“, sagte Laumann.
Laumanns
emotionale Rede sorgte auch auf Twitter für eine Debatte. Seine
Meinung
polarisiert
. Für die einen geht der Gesetzentwurf nicht weit genug, für die anderen hat Laumann alles richtig gemacht.
Arbeitsminister Karl-Josef
Laumann
(CDU) ist nach
Vorwürfen
, bei den geplanten strengeren Vorschriften für die
Fleischindustrie einzuknicken
, der Kragen geplatzt. „Ich glaube, ohne meinen Brief an das Corona-Kabinett wäre gar nichts in Gang gekommen, gar nichts in Gang gekommen!“, sagte
Laumann
am Mittwoch in einer sehr
emotionalen Rede
im Landtag in Düsseldorf.
Zudem enthalte der dem Bundestag von Bundesminister Hubertus Heil (SPD) vorgelegte Gesetzentwurf in der Begründung eins zu eins das, was er an das Corona-Kabinett geschrieben habe. Deshalb frage er sich,
warum
er jetzt
kritisiert
werde, „wo ich das Thema zum Thema gemacht“ habe.
SPD findet den Gesetzentwurf zu schwach
Die
SPD
hatte ihren Antrag zur Aktuellen Stunde mit den Worten überschrieben: „Arbeitsschutzkontrollgesetz in der Fleischindustrie muss jetzt kommen – Warum rudert Arbeitsminister Karl-Josef Laumann zurück?“ Der Gesetzentwurf solle aufgeweicht werden, und
Lobbyisten
hätten sich dafür selbst auf die Schulter geklopft. Laumann solle zu Stiefel und Spaten greifen und den „Damm“ verteidigen.
Das „
Brennglas Corona
“ mache
menschenunwürdige Arbeits- und Wohnverhältnisse der Leiharbeiter
der
Fleischindustrie
sichtbar. „Es scheint so, als würde Arbeitsminister Laumann nun doch vor der Fleischlobby einknicken“, legte der SPD-Abgeordnete Josef Neumann nach der Debatte nach.
Grüne sind gegen Ausnahmeregelung
Die Grünen forderten Laumann auf, einen Text vorzulegen, den der Landtag verabschieden könne. Es sei ein
Märchen der Fleischindustrie
, sie bräuchte
Ausnahmeregelungen
für Spitzen im Sommer, vielmehr gehe es um das steigende Exportgeschäft. Redner der Regierungsfraktionen verteidigten Laumann.
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Es gehe darum, den
Missbrauch
sinnvoller Arbeitsmarktinstrumente zu
verhindern
, hieß es von der CDU. Es gehe nicht ums Öffnen vermeintlicher Schlupflöcher, betonte auch die FDP. Die AfD warf der SPD „Sozialpopulismus“ vor. Sie verwies auf viele Faktoren wie den
Preisdruck auch auf Fleisch
im Lebensmittelhandel und ein Versagen staatlicher Kontrollen über viele Jahre hinweg.
Laumann will Gesetz noch vor Weihnachten
Laumann schilderte seine
langwierigen Bemühungen
zur Beseitigung von Missständen in der Fleischindustrie und für mehr Transparenz. Dabei verwies er auch auf ein Treffen mit 30 Unternehmern, die es abgelehnt hätten, mit ihm und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) zu reden. Sie hätten nur ihren „Verbandsfuzzi“ reden lassen. „Deshalb gibt es jetzt eine klare Ansage, aber ich muss das Dingen durch den Bundestag haben“, betonte Laumann. Sein Bestreben sei, dass das
Gesetz vor Weihnachten
durch den Bundestag verabschiedet wird.
Die Neuregelung war eine Reaktion darauf, dass es im Frühjahr in verschiedenen Schlachthöfen und Zerlegebetrieben zu massenhaften Corona-Infektionen gekommen war. Wegen der oft
schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen
der Beschäftigten sieht der Gesetzentwurf vor, Werkverträge und
Leiharbeit
in der Branche zu
verbieten
.
Laumanns emotionale Rede polarisiert
Das Gesetz sollte eigentlich schon im Oktober vom Bundestag verabschiedet werden. Die Unions-Fraktion verlangt Ausnahmen von den strengen Regelungen, etwa zugunsten mittelständischer Wursthersteller.
Laumanns emotionale Rede sorgte auch auf
Twitter
für eine
Debatte
. „Laumann eingeknickt vor der Macht und den
Parteispenden
der Fleischindustrie. Erst
Krokodilstränen
über die Zustände und jetzt alles beim alten lassen“, schrieb ein Nutzer. „Klare Ansagen vom alten Westfalen an #Tönnies und die #Fleisch-Wirtschaft“, meinte hingegen ein anderer. „Politik spricht nicht die Sprache der Wähler? #Laumann wohl schon“ und „Das ist ein
richtiger Typ
. Davon haben wir zu wenig in der Politik“, lauteten zwei der weiteren Kommentare. (dpa)