Berlin. .
Innenminister Thomas de Maizière nennt Details zu einem denkbaren Terrror-Szenario in Deutschland. Vorstellbar sei ein ähnliches Szenario wie bei den Terroranschlägen in Mumbai im Jahr 2008.
Einen Tag nach der Warnung der Regierung vor möglichen Anschlägen in Deutschland hat sich Innenminister Thomas de Maizière (CDU) erstmals zu einem denkbaren Szenario geäußert. Auf dem Flughafen von Namibias Hauptstadt Windhuk sorgte am Donnerstag ein verdächtiges Gepäckstück für Aufsehen. Das Gepäck wurde beim Verladen in einen Air-Berlin-Airbus vor dem Start nach München isoliert, wie das Bundeskriminalamt (BKA) mitteilte.
De Maizière sagte am Abend im ZDF, dass die Sicherheitsbehörden auf verschiedene mögliche Anschlagsplanungen vorbereitet seien. „Die, auf die wir uns im Wesentlichen vorbereiten, ist, dass Terroristen von außen in das Land kommen und bald nach Ankunft ohne Vorwarnung in einem Gebäude oder in einem sichtbaren Platz einen Anschlag begehen, wissend, dass sie das im Zweifelsfall nicht überleben werden“, sagte der Minister. Dies sei ein ähnliches Szenario wie bei den Terroranschlägen in Mumbai im Jahr 2008.
Details zu Sprengsatz noch immer unklar
Auf dem Flughafen in Windhuk wurden beim Durchleuchten des verdächtigen Gepäckstücks laut BKA Batterien sichtbar, die über Kabel mit einem Zünder und einer laufenden Uhr verbunden waren. Ob es sich um einen zündfähigen Sprengsatz handelt, blieb zunächst unklar. Ein BKA-Verbindungsbeamter wurde aus Südafrika nach Namibia entsandt.
Die Polizei in Namibia teilte mit, dass es sich bei dem verdächtigen Gepäckstück um eine in Plastik gewickelte Laptoptasche gehandelt habe. In der Tasche seien Kabel und eine Zeitschaltuhr gewesen. „Unsere Beamten fanden das Päckchen verdächtig, weil es kein Adressschild trug und es wurde daraufhin vom restlichen Gepäck entfernt“, sagte ein Polizeisprecher im namibischen Radio.
Konkrete Hinweise auf Pläne
De Maizière sagte am Rande der Innenministerkonferenz in Hamburg, es spreche „viel dafür, dass das Gepäckstück in einer Maschine transportiert werden sollte, die nach München fliegen sollte“. „Aber alle Einzelheiten werden wir erst in den nächsten Tagen erfahren.“ De Maizière hatte am Mittwoch mitgeteilt, es lägen konkrete Hinweise auf Anschlagspläne von Islamisten in Deutschland noch in diesem Monat vor.
Nach den Terrorwarnungen für Deutschland forderte der Unions-Innenexperte Hans-Peter Uhl (CSU) im „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Wiederaufnahme der Vorratsdatenspeicherung. Es sei „völlig undenkbar“, dass die Menschen ohne Vorratsdatenspeicherung geschützt werden könnten. FDP-Generalsekretär Christian Lindner bezeichnete einen „Überbietungswettbewerb für neue Sicherheitsgesetze“ als Reaktion auf die Bedrohungslage hingegen als unangebracht. „Was wir brauchen, sind personell gut ausgestattete, gut koordinierte Sicherheitsbehörden“, sagte Lindner dem „Hamburger Abendblatt“ vom Freitag. (afp)