Washington. .
Offenbar hat das Terrornetzwerk Al-Kaida die vereitelten Paketbomben-Anschläge bereits Wochen zuvor getestet. Darauf weisen beschlagnahmte Dokumente der US-Behörden hin. In Deutschland werden indes Rufe nach mehr Kontrollen laut.
Der US-Geheimdienst hat Mitte September drei verdächtige Pakete abgefangen, bei denen es sich möglicherweise um einen Probelauf des Terrornetzwerks Al-Kaida für die vergangene Woche verhinderten Anschläge mit Paketbomben handelte. Die US-Behörden hätten die Sendungen vor deren Eintreffen am Zielort Chicago beschlagnahmt und untersucht, verlautete am Montag aus Regierungskreisen in Washington. Unter anderem seien Bücher und Dokumente sicher gestellt worden, die aus heutiger Sicht vermutlich von der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) stammten. Offenbar habe die militante Gruppe damit die Möglichkeiten für einen Anschlag durch Luftfracht testen wollen, sagte die Gewährsperson. Sprengstoff hätten die Pakete nicht enthalten.
Die in der vergangenen Woche beschlagnahmten Paketbomben waren offenbar in Jemen in die Luftpost gegeben worden. Eine wurde unbemerkt in Köln-Bonn umgeladen und erst in England nach einem Hinweis saudiarabischer Behörden abgefangen worden. Sie hatten den US-Behörden die Frachtbriefnummern der verdächtigen Pakete übermittelt. Die andere wurde in Dubai sichergestellt.
Bundespolizei soll Kontrollen übernehmen
Nach den vereitelten Anschlägen mit Paketbomben mehren sich die Forderungen nach mehr Kontrollen. Die schwarz-gelbe Koalition will die Kontrolle des Luftfrachtverkehrs auf die Bundespolizei übertragen und damit deutlich verschärfen. In der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ beklagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), dis bislang nur unzureichende Kontrolle von Luftfracht in Deutschland. Anders als im Passagierverkehr sei der Staat hier weitgehend außen vor. „Das Luftfahrtbundesamt mit seinen hierfür zuständigen 18 Mitarbeitern beschränkt sich darauf, die Zuverlässigkeit privater Frachtunternehmen zu prüfen“, sagte Uhl.
Eine Sprecherin des Luftfahrtbundesamtes sprach dagegen von rund 70 Mitarbeitern im Referat Luftsicherheit, deren Mehrzahl für Fragen der Luftfracht zuständig sei. Weiter gelte es, flächendeckend modernere Frachtscanner einzusetzen, die Sprengstoff in Paketen verlässlich aufspüren, forderte Uhl.
Grüne kritisieren laxe Kontrollen
Auch nach Ansicht von Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) müssten die Kontrollen des Frachtverkehrs künftig sehr viel intensiver ausfallen. Ein Landeverbot für Frachtflüge aus dem Jemen sei kurzfristig zwar richtig, auf Dauer wirke aber nur eine bessere Überwachung von Frachtlieferungen, sagte er. Die aktuellen Bombenfunde belegten, dass auch „Deutschland akut von Terroristen bedroht ist“. Vor diesem Hintergrund forderte Schünemann die Bundesregierung auf, „den Einsatz der Bundeswehr im Inland bei terroristischen Angriffen durch ein neues Luftsicherheitsgesetz zu ermöglichen“. „Wir brauchen rasch Klarheit, dass die Bundeswehr Frachtflugzeuge mit einer Bombe an Bord notfalls auch abschießen darf, wenn die Maschine von Terroristen als Waffe missbraucht wird“, sagte er.
Der Innenexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Wolfgang Wieland, rief unterdessen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) dazu auf, schonungslos aufzuklären, wie es zu den „gravierenden Sicherheitsmängeln im Umgang mit dem Paket aus dem Jemen habe kommen können. „Der Umgang mit Frachtpost ist in Deutschland offenbar erschreckend lax gehandhabt worden“, sagte der frühere Berliner Justizsenator. (dapd)