Berlin. .

Als Reaktion auf die Entdeckung von zwei Paketbomben wird der deutsche Luftraum für Flugzeuge aus dem Jemen vorerst gesperrt. Bundesinnenminister de Maizière kündigte den Start einer europäischen Sicherheitsinitiative an.

Als Reaktion auf die Entdeckung von zwei Paketbomben wird der deutsche Luftraum für Flugzeuge aus dem Jemen vorerst gesperrt. Die Bundesregierung untersagte angesichts der drohenden Terrorgefahr am Montag sowohl Frachtflüge aus dem arabischen Land als auch den Linienverkehr der nationalen Luftfahrtgesellschaft Yemenia. Bundesinnenminister Thomas de Maizière kündigte den Start einer europäischen Sicherheitsinitiative an. In Berlin nahm bereits ein Expertenstab die Arbeit auf.

De Maizière erklärte, er werde das Thema Sicherheit kommende Woche im Rat der europäischen Innenminister erörtern. Ziel sei es, die Sicherheitsabläufe auf europäischer Ebene zu koordinieren. Das Vorgehen sei mit der belgischen Ratspräsidentschaft abgestimmt, sagte der CDU-Politiker am Montagabend bei einem Informationsbesuch auf dem Flughafen Köln-Bonn, wo eine der beiden Terror-Bomben als Luftfracht umgeschlagen worden war.

Kein Flug über deutsches Hoheitsgebiet

De Maizière verwies zudem auf den interministeriellen Arbeitsstab, der unter Leitung von Innen-Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche in Berlin seine Arbeit aufnahm. Die Experten sollen Schwachstellen im Transport- und Überwachungssystem aufdecken.

Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) erklärte, nach Bekanntwerden des Vorfalls sei sofort die Überprüfung aller Luftfrachtgüter aus dem Jemen angeordnet worden. Das betreffe nicht nur die amerikanischen Logistikunternehmen UPS und FedEx, sondern auch die deutsche DHL am Drehkreuz Leipzig. Das Luftfahrtbundesamt erteile zudem allen jemenitischen Luftfahrtunternehmen ein Einflugverbot. Die Deutsche Flugsicherung DFS weise direkte und indirekte Flüge aus dem Jemen ab und lasse keinen Flug über deutsches Hoheitsgebiet zu.

Ausgeklügelter Zündmechanismus

Anlass sind die Funde von zwei Paketen aus dem Jemen, bei denen es sich um in handelsüblichen Laserdruckern versteckte Bomben handelte. Sie waren für das Ziel Chicago bestimmt. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen waren die Standard-Druckerpatronen mit 300 beziehungsweise 400 Gramm geruchslosem Sprengstoff PETN gefüllt. Ein ausgeklügelter Zündmechanismus hätte ersten Erkenntnissen zufolge mittels Mobiltelefon in Gang gesetzt werden können.

Der entscheidende Hinweis kam den Angaben zufolge vom saudi-arabischen Geheimdienst, der am Freitag das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) informiert hatte. Allerdings sei die Warnung erst um 2.40 Uhr in Deutschland eingetroffen. Zu diesem Zeitpunkt habe sich die gefährliche Luftfracht bereits auf dem Weg nach Großbritannien befunden. Die Frachtmaschine hatte den Flughafen Köln/Bonn um 2.04 Uhr verlassen. Die in Dubai entdeckte zweite Bombe war an Bord einer Passagiermaschine gewesen.

Debatte um Flugsicherheit

Nicht bestätigt wurden in deutschen Sicherheitskreisen Vermutungen, wonach es weit mehr als nur die jetzt aufgefundenen zwei Sprengsätze geben könnte. Der Antiterrorberater des US-Präsidenten, John Brennan, hatte zuvor vor möglichen weiteren Bomben gewarnt. „Es wäre sehr leichtsinnig anzunehmen, dass es keine anderen da draußen gibt“, sagte Brennan dem TV-Sender CNN. Zudem untersuchten die US-Behörden die Möglichkeit, dass die Paketbomben in den Flugzeugen und nicht erst in Synagogen in Chicago explodieren sollten. Dieses Szenario wurde von den Sicherheitsexperten in Berlin nicht ausgeschlossen.

In Deutschland setzte eine Debatte über die Luftsicherheit ein. Unions-Innenxperte Hans-Peter Uhl (CSU) forderte, die Zuständigkeiten in der Luftsicherheit auf ihre Effizienz zu prüfen und das Bundesinnenministerium dafür verantwortlich zu machen. Bislang ist für den Bereich Luftfracht das Verkehrsministerium zuständig. Die Innenexpertin der Linken, Ulla Jelpke kritisierte, es sei die Union gewesen, die Sicherheitsaufgaben an private Sicherheitsfirmen übertragen und die Polizeikräfte abgebaut habe. (dapd)