Washington. .
Auf der Suche nach den Drahtziehern der vereitelten Bomben-Anschläge konzentrieren sich US-Behörden auf einen saudischen Extremisten. Aus Jemen wird keine Fracht mehr nach Deutschland gelassen.
Auf der Suche nach den Drahtziehern der vereitelten Paketbomben-Anschläge konzentriert sich das Augenmerk der US-Behörden auf einen führenden saudischen Extremisten. Ein Vertreter der US-Regierung sagte am Samstag (Ortszeit) der Nachrichtenagentur Reuters, Ibrahim Hassan al-Asiri sei ein Hauptverdächtiger aufgrund seiner Erfahrung mit Sprengstoffen. Er arbeite vermutlich mit dem Ableger des Extremistennetzes Al-Kaida im Jemen zusammen. Es gebe Hinweise, dass Al-Asiri womöglich an der Herstellung der Bomben für zwei andere Anschlagversuche beteiligt gewesen sei.
Der Regierungsvertreter verwies auf die beiden vereitelten Attacken auf ein Verkehrsflugzeug in den USA an Weihnachten 2009 und auf Saudi-Arabiens Anti-Terror-Chef Prinz Mohammed bin Najef wenige Monate zuvor. In beiden Fällen wurde die Chemikalie PETN eingesetzt, die auch als Sprengstoff verwendet wird. PETN war auch in mindestens einer der beiden Paketbomben enthalten, die an jüdische Synagogen in Chicago adressiert waren und am Freitag auf Flughäfen in Dubai und Großbritannien von Sicherheitskräften entdeckt worden waren. Nach US-Angaben spielten saudische Anti-Terror-Behörden eine entscheidende Rolle bei der Aufspürung der Sprengsätze.
Platz eins der führenden Terroristen Saudi-Arabiens
Auf Saudi-Arabiens Liste führender Terroristen im vergangenen Jahr stand Al-Asiri auf Platz eins. Er ist der Bruder eines Selbstmordattentäters, der beim gescheiterten Anschlag auf Prinz Najef getötet wurde.
Die USA verdächtigen die vom Jemen aus operierende Al-Kaida-Gruppe auf der Arabischen Halbinsel, hinter den beiden Paketbomben zu stehen. Sie wurde bereits für den Anschlagversuch an Weihnachten verantwortlich gemacht.
Die jemenitische Polizei nahm am Samstag eine junge Frau fest, nach Behördenangaben eine Medizin-Studentin an der Universität der Hauptstadt Sanaa. Sie stehe im Verdacht, an der Verschickung der beiden Sprengstoff-Sendungen beteiligt gewesen zu sein. Ihr Anwalt sagte Reuters, es gebe keine Hinweise, dass die Jemeniterin sich in einer religiösen oder politischen Gruppe engagiert habe. Er gehe davon aus, dass sie ein Opfer sei.
Aktivität auf Webseite beobachtet
Die Website einer der Synagogen, an die die aus dem Jemen abgesendeten Sprengstoff-Pakete gerichtet gewesen sein sollen, wurde laut einem Zeitungsbericht in jüngster Zeit häufig von einem Nutzer aus Ägypten aufgesucht. Der Web-Administrator seines Gotteshauses habe vor kurzem festgestellt, dass die Website an einem Tag 83 Mal von jemandem aus Ägypten angeklickt worden sei, zitierte das „Wall Street Journal“ am Samstag den Rabbi der Chicagoer Emanuel-Gemeinde, Michael Zedek. Dieser Vorfall mache ihm Sorgen, er wolle daher die Behörden einschalten.
Der Rabbi sagte der Zeitung außerdem, er habe aus einer Quelle erfahren, dass es vier an Synagogen in Chicago adressierte Bomben gegeben habe und nicht zwei wie bislang mitgeteilt. Zedeks Gemeinde selbst war nach dessen Angaben nicht der direkte Adressat eines der Pakete, sondern die Schwester-Synagoge Or Chadash, die im selben Gebäude wie die Emanuel-Synagoge untergebracht sei. Or Chadash sei eine Gemeinde speziell für Schwule und Lesben, berichtete „WSJ“.
Strenge kontrollen für Pakete aus Jemen
Die deutsche Bundesregierung will keine Fracht aus dem Jemen mehr nach Deutschland lassen. Das Luftfahrtbundesamt hat alle Luftfahrtunternehmen, Expressdienstleister und andere Firmen angewiesen, lagernde und ankommende Fracht aus dem arabischen Land bis auf weiteres streng zu kontrollieren. Dies gelte insbesondere für Transit- und Transferfracht sowie für Fracht, die auf dem Straßen- oder Schienenverkehr weitertransportiert wird, wie das Bundesverkehrsministerium am späten Samstagabend mitteilte.
Nach Angaben der britischen Polizei war eines der verdächtigen Pakete in die USA und nach Großbritannien auf dem Flughafen Köln-Bonn umgeladen worden. (Reuters/afp/dapd)