Palermo. .
Bei einem Kurzbesuch auf Sizilien hat Papst Benedikt XVI am Sonntag die Bevölkerung dort zum Kampf gegen die Mafia aufgerufen. Direkt ansprechen mochte der Papst die Mafia allerdings nicht - dies hatte Vorgänger Johannes Paul II. 1993 getan.
Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag eines von der Mafia ermordeten Priesters gedacht und an die Menschen in Sizilien appelliert, sich von der Cosa Nostra nicht einschüchtern zu lassen. Bei einem Kurzbesuch auf der süditalienischen Insel erinnerte Benedikt an den 1993 erschossenen Priester Pino Puglisi, der aktiv gegen die Mafia und den Drogenhandel gekämpft hatte. Seit Puglisis Ermordung haben seine Anhänger immer wieder den Vatikan aufgerufen, den Priester zum Märtyrer zu erklären, was Voraussetzung für eine Seligsprechung wäre. Der Papst äußerte sich am Sonntag aber nicht dazu.
Taten eine Beleidung gegenüber Gott
Viele Sizilianer müssten wegen des organisierten Verbrechens physisches und moralisches Leid erdulden, sagte Benedikt während einer Messe vor Zehntausenden Gläubigen an der Strandpromenade von Palermo. Diese Taten seien eine Beleidigung gegenüber Gott und der Gesellschaft. Doch auch in einer „schrecklichen Situation der Gewalt, Ungerechtigkeit und Unterdrückung“ müsse sich die gerechte Sache durchsetzen. Die Sizilianer dürften sich nicht davor fürchten, „ein klares Zeugnis für die menschlichen und christlichen Werte abzulegen“, sagte der 83-Jährige.
Anders als sein Vorgänger Johannes Paul II. wandte sich Benedikt in seiner Predigt aber nicht direkt an die Mafia. Johannes Paul hatte 1993 in einer spontanen und emotionalen Rede bei Agrigrent die Cosa Nostra verurteilt und aufgerufen, dem Verbrechen abzuschwören.
Zum Abschluss seines eintägigen Kurzbesuchs wollte der Papst am Abend an einer Veranstaltung mit Jugendlichen im Zentrum von Palermo teilnehmen. (dapd)