Rom. .

Papst Benedikt XVI. hat den traditionellen Ostersegen erteilt. Bei seiner Osterbotschaft ging der Papst nicht auf die aktuellen Missbrauchsfälle ein. Auch Bischof Mixa schwieg in seiner Predigt zu den Vorwürfen gegen ihn. Unterdessen kam es in Münster während der Messe zu einem Zwischenfall.

Vor Zehntausenden Gläubigen hat Papst Benedikt XVI. in seiner traditionellen Osterbotschaft auf dem Petersplatz in Rom zu Vergebung, Tugend und Aufrichtigkeit aufgerufen. Auf die Missbrauchsskandale der katholischen Kirche, die den höchsten christlichen Feiertag überschatteten, ging er am Sonntag erneut nicht ein. Kardinaldekan Angelo Sodano stellte sich zuvor demonstrativ vor den auch persönlich in die Kritik geratenen Papst.

In einer vom Protokoll abweichenden Ansprache lobte Sodano Benedikt als „unfehlbaren Felsen der Heiligen christlichen Kirche“, die sich nicht von dem „unbedeutendem Geschwätz dieser Tage beeinflussen“ lasse. Der erschöpft wirkende Papst verfolgte die Rede vom Balkon des Petersdoms aus. Ein Baldachin schützte ihn vor dem leichten Regen.

Vatikan-Zeitung spricht von Diffamierungskampagne

Im Anschluss spendete Benedikt den Segen Urbi et Orbi (der Stadt und dem Erdkreis). Er beklagte darin die Verfolgung von Christen in Pakistan und anderen Ländern. Zugleich erinnerte an das Leiden der Erdbebenopfer in Haiti in Chile und prangerte den Drogenhandel in Lateinamerika an.

Am Samstagabend hatte der Papst im Petersdom die Osternachts-Messe gefeiert. Seine Predigt drehte sich um die Themen Tod, Leben und Unsterblichkeit. So stellte er die Frage, was geschähe, wenn die moderne Medizin das Leben der Menschen um mehrere hundert Jahre verlängern könnte. „Die Menschheit würde überaltern, für Jugend würde es keinen Platz mehr geben. Die Fähigkeit zum Neuen würde erlöschen, und ein endloses Leben würde kein Paradies, sondern eher eine Verdammnis sein.“

Widerstand gegen Papst-Besuch

Der Papst hat sich seit seinem Hirtenbrief an die Gläubigen in Irland vom 20. März nicht mehr explizit zum Missbrauchsskandal geäußert. Die Vatikan-Zeitung „L“Osservatore Romano“ sprach am Samstag von einer „abscheulichen Diffamierungskampagne“ gegen den Papst und zitierte aus Solidaritätsadressen von Bischöfen aus aller Welt.

In Großbritannien wuchs unterdessen der Widerstand gegen einen geplanten Besuch des Papstes. Mehr als 10.000 Menschen unterzeichneten auf der Website der Downing Street eine Petition gegen die viertägige Reise im September.

Cantalamessa distanziert sich von Antisemitismus-Vergleich

Der wegen eines Antisemitismus-Vergleichs in die Kritik geratene hohe Geistliche Raniero Cantalamessa distanzierte sich am Sonntag von seinen Äußerungen. Es sei nicht seine Absicht gewesen, die Juden und die Missbrauchsopfer zu kränken, sagte Cantalamessa der Tageszeitung „Corriere della Sera“. „Ich habe (den Vergleich) aufrichtig bedauert um bitte um Vergebung“, erklärte der persönliche Prediger des Papstes.

Cantalamessa hatte am Karfreitag im Beisein von Benedikt XVI. erklärt, ein jüdischer Freund habe ihm geschrieben, dass ihn die jüngsten Anschuldigungen im Missbrauchsskandal an Kollektivschuld und „die schändlicheren Aspekte des Antisemitismus“ erinnert hätten. Er stieß damit international auf scharfe Kritik.

Auch Mixa schweigt zu persönlichen Vorwürfen

Auch der Augsburger Bischof Walter Mixa in seiner Osterpredigt mit keinem Wort auf die gegen ihn erhobenen Misshandlungsvorwürfe eingegangen. Er äußerte sich nur allgemein zu den Fällen in der katholischen Kirche. In seiner Osterpredigt rief er zu Umkehr und Erneuerung auf. Es müsse ein neuer Weg und ein neues Denken eingeschlagen werden, sagte Mixa im Augsburger Mariendom. Das körperliche und seelische Leid, das Missbrauchten „auch von Mitarbeitern der Kirche und Priestern“ zugefügt worden sei, laste wie Blei auf der ganzen Kirche. „Die ganze Kirche ist bedrückt“, erklärte Mixa. Eine tiefgreifende Erneuerung könne nur durch Christus selbst und die Hoffnung auf ihn kommen.

Besonders erschütternd bei den Missbrauchfällen innerhalb und außerhalb der Kirche sei, dass „gerade die Kleinsten unter den Menschen“ nicht geachtet worden seien. „Menschen sind beschädigt worden, man hat ihnen Böses angetan“, sagte Mixa. „Es ist Buße zu tun.“

Vier Frauen und zwei Männer beschuldigen Mixa, sie in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen geschlagen zu haben. Dazu sagte Mixa der „Bild am Sonntag“, er habe „zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt“. Gewalt zwischen Menschen lehne er grundsätzlich ab.

Vorfall in Münster

Im Dom zu Münster ist es während des von Bischof Felix Genn zelebrierten Festhochamts am Ostersonntag zu einem Zwischenfall gekommen. Ein 44-jähriger Mann zückte einen etwa einen Meter langen Holzstock und stürmte damit wild gestikulierend zum Hochaltar. Er rannte zur Osterkerze und riss sie samt Ständer mit dem Stock, bei dem es sich vermutlich um einen Besenstiel handelte, zu Boden. Danach wandte er sich dem Bischof zu, blieb aber stehen. Ob der 44-Jährige einen Angriff auf Genn plante, nannte ein Polizeisprecher zunächst „spekulativ“.

Vertreter der Kirche, die sich im Altarraum befanden, und weitere Gottesdienstbesucher konnten den Mann bis zum Eintreffen von Polizei und Feuerwehr festhalten.

Was der 44-Jährige mit seinem Handeln bewirken wollte, ist noch unklar. Der Mann war zunächst nicht ansprechbar. Er wurde zur Untersuchung in eine neurologische Fachklinik eingeliefert. Das Hochamt wurde nach der Festnahme fortgesetzt. (apn/ddp)