Düsseldorf. .

Der CDU-Landesvorstand will heute den Termin für die Wahl des neuen Vorsitzenden festlegen. NRW-Generalsekretär Andreas Krautscheid, Umweltminister Norbert Röttgen und Ex-Integrationsminister Armin Laschet gelten als Anwärter.

In der nordrhein-westfälischen CDU gibt es derzeit ein innerparteiliches Ringen im Windschatten des Sommerlochs. Drei Christdemokraten bereiten sich hinter den Kulissen für eine denkbare Kandidatur vor. Bundesumweltminister Norbert Röttgen, NRW-CDU-Generalsekretär Andreas Krautscheid und Ex-Integrationsminister Armin Laschet gelten allesamt als Anwärter für die Nachfolge von Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers als CDU-Landesvorsitzender.

Am 2. Oktober soll der neue Landesvorsitzende auf einem Landesparteitag gewählt werden. Dieser Termin soll am Dienstagabend vom CDU-Landesvorstand festgelegt werden. Vor der Wahl im Herbst sollen sich die möglichen Kandidaten auf acht Regionalkonferenzen der Parteibasis präsentieren. Bewerbungsschluss für die CDU-Spitze ist Ende August. Mit der Personalie soll der Neuanfang des größten CDU-Landesverbands nach der herben Niederlage bei der Landtagswahl am 9. Mai beginnen.

Bislang hat keiner der potenziellen Bewerber offiziell seinen Hut in den Ring geworfen. Man wartet ab. Es ist die Stunde der Vier-Augen-Gespräche und vertraulichen Telefonate. Ohne großes Aufsehen werden Unterstützer mobilisiert und Absprachen getroffen.

Junge Union unterstützt Krautscheid

Ein CDU-Insider bringt das Rennen so auf den Punkt: „Rüttgers ist für Krautscheid, die NRW-CDU-Landesgruppe in Berlin ist für Röttgen und Laschet ist für sich selbst.“

„Bis jetzt muss man davon ausgehen, dass möglicherweise sogar alle drei gegeneinander antreten“, sagt ein Mitglied des erweiterten CDU-Landesvorstands. Mit Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, der vor einigen Wochen ins Gespräch gebracht worden war, werde nicht mehr gerechnet. Pofalla habe in Berlin mehr als genug zu tun.

Öffentlich haben sich bisher nur die Krautscheid-Anhänger zu ihrem Kandidaten bekannt. Die Junge Union (JU) forderte den ehemaligen Landesminister und Ex-Rüttgers-Regierungssprecher zur Kandidatur auf. Krautscheid sei der Richtige, die CDU als Landesvorsitzender in die Auseinandersetzung mit der rot-grünen Landesregierung zu führen, sagte JU-Landeschef Sven Volmering. „Andreas Krautscheid ist ein exzellenter Mann, der die nötige Härte für das Amt hat und die CDU inhaltlich profilieren kann“, lobte Ex-Finanzminister Helmut Linssen.

Bevölkerung spricht sich für Röttgen aus

Für den 49-jährigen Krautscheid spricht die landespolitische Erfahrung. Laut einer Umfrage von Infratest dimap sprechen sich aber nur neun Prozent der NRW-Bürger für den Ex-Bundestagsabgeordneten aus. Mehr als zwei Drittel der Befragten kennen Krautscheid nicht.

Favorit in der aktuellen WDR-Umfrage ist Röttgen, der nach Angaben aus Parteikreisen auch schon signalisiert haben soll, im Herbst antreten zu wollen. 37 Prozent der Befragten fänden den 45-Jährigen als Rüttgers-Nachfolger gut. Röttgen hatte sich 2009 bereits gegen Krautscheid beim Rennen um den CDU-Bezirksvorsitz Mittelrhein durchgesetzt. Sollte es zu einer Dreier-Kampfkandidatur mit dem 49-jährigen Aachener Laschet kommen, ist das Rennen offen.

Auffällig ist, dass Krautscheid, Röttgen und Laschet eigentlich alle drei für das stehen, was bei konservativen Christdemokraten als moderne Großstadt-CDU in Verruf geraten ist. Die drei Politiker sind allesamt offen für mögliche künftige schwarz-grüne Bündnisse.

Laumann hat bisher keinen Favoriten benannt

Unklar ist, wen Fraktionschef Karl-Josef Laumann unterstützt. Laumann hatte sich in einer Kampfabstimmung knapp gegen Laschet durchgesetzt. Der Bundeschef der CDU-Arbeitnehmerschaft (CDA) strebt selbst nicht nach dem Landesvorsitz.

Egal, wer im Oktober das Rennen macht - auf den neuen CDU-Landeschef kommt eine hoch komplizierte Aufgabe zu. In Zeiten einer weithin unpopulären schwarz-gelben Bundesregierung muss er die Union an Rhein und Ruhr wieder aus der Depression führen. Dass die CDU am 9. Mai rund eine Million Wählerstimmen gegenüber der letzten Landtagswahl verloren hat, steckt den Mitgliedern noch in den Knochen. Da sich die Gerüchte halten, dass Rot-Grün bald Neuwahlen anstrebt, bleibt dem neuen NRW-CDU-Chef womöglich wenig Zeit. (ddp)