Seoul. Einstimming haben die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats den unterirdischen Atomwaffentest Nordkoreas verurteilt. Die Ratsmitglieder nahmen Beratungen für eine weitere Resolution auf. Nach Informationen aus Seoul hat Nordkorea zwei weitere Kurzstreckenraketen gestartet.
Nach seinem unterirdischen Atomwaffentest droht Nordkorea eine weitere Resolution des UN-Sicherheitsrats. In einer Dringlichkeitssitzung verurteilten die 15 Ratsmitglieder am Montag einstimmig den Test und nahmen Beratungen über eine gemeinsame Entschließung auf. Einen Tag nach dem Atomwaffentest hat Nordkorea nach Informationen aus Seoul wohl zwei Kurzstreckenraketen getestet. Das berichtet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Dienstag. Zuvor hatte Pjöngjang das Gebiet im Gelben Meer vor der Küste von Jungsan zum Sperrgebiet für Schiffe erklärt. Nach Information der Agentur handelt es sich um eine Boden-Luft-Rakete sowie eine Boden-Schiff-Rakete, die nahe der Stadt Hamhung an der Ostküste ins Meer fielen. Beide Geschosse hatten demnach eine Reichweite von rund 130 Kilometern.
In ihrer vom russischen UN-Botschafter Witali Tschurkin verlesenen Erklärung bezeichnete der UN-Sicherheitsrat den unterirdischen Atomtest als «klaren Verstoß gegen die UN-Resolution 1718». Laut Tschurkin nahmen die Ratsmitglieder in einem zweiten Schritt nach der Erklärung die Arbeit an einer Resolution auf. US-Botschafterin Susan Rice sagte, Washington wolle eine «starke Entschließung mit starken Maßnahmen» gegen Nordkorea. Mehrere westliche Vertreter, darunter auch EU-Chefdiplomat Javier Solana, befürworteten weitere Sanktionen gegen Pjöngjang. Nordkorea sei eine «ernsthafte Gefahr für Frieden und Sicherheit», sagte Solana dem «Hamburger Abendblatt». Nordkorea müsse für sein Verhalten «einen Preis bezahlen», forderte der französische Vertreter Jean-Pierre Lacroix.
Start von Langstreckenrakete Anfang April
Nordkorea hatte am Montag nach eigenen Angaben zum zweiten Mal seit 2006 unterirdisch einen atomaren Sprengsatz gezündet. Der neue Test ist ein schwerer Rückschlag in den seit sechs Jahren andauernden Bemühungen, Nordkorea von seinen Ambitionen auf ein Atomwaffenprogramm abzubringen. Im Oktober 2006 hatte der UN-Sicherheitsrat in seiner Resolution 1718 Nordkorea weitere Atomwaffen- oder Raketentests untersagt. Nach zwischenzeitlichen Verhandlungserfolgen hatte Pjöngjang Anfang April eine Langstreckenrakete getestet. Dies zog eine scharfe Verurteilung durch den UN-Sicherheitsrat sowie weitere Sanktionen nach sich - gefolgt von neuen nordkoreanischen Provokationen.
Obama will "starke Resolution"
US-Präsident Barack Obama hat mit den Regierungen von Südkorea und Japan über den neuen nordkoreanischen Atomtest beraten. Obama habe ihnen am Montagabend telefonisch zugesichert, dass die USA der Verteidigung beider Staaten verpflichtet blieben, teilte das Weiße Haus mit. Der US-Präsident und sein südkoreanischer Kollege Lee Myung Bak stimmten in der Einschätzung überein, dass der Atomwaffentest eine gefährliche Verletzung internationalen Rechts darstelle und eine Antwort erfordere.
Nach dem zweiten nordkoreanischen Atomtest will sich Südkorea an einer internationalen Initiative zur Verhinderung der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen beteiligen. Das Außenministerium in Seoul teilte am Dienstag mit, das Land werde dem von den USA geführten Programm beitreten, das 2003 aufgelegt wurde, um Staaten wie Nordkorea oder Iran am Handel mit Raketen oder Nukleartechnologie zu hindern. Südkorea wollte diesen Schritt bereits nach dem nordkoreanischen Raketentest Anfang April tun, verschob dies jedoch zunächst nach einem überraschenden Gesprächsangebot des Regimes in Pjöngjang. Nordkorea hat erklärt, es würde eine vollständige Beteiligung des Südens an dieser Initiative als eine Kriegserklärung betrachten.
CDU fordert schärfere Sanktionen
Nach dem nordkoreanischen Atomtest fordert der Vize-Vorsitzende der Unions-Fraktion im Bundestag, Andreas Schockenhoff (CDU), schärfere internationale Sanktionen gegen das kommunistische Regime. «Es ist grotesk: Während die Menschen in Nordkorea unter Hunger und Unterentwicklung leiden, verpulvert das kommunistische Regime Hunderte von Millionen für eine atomare Machtdemonstration», sagte Schockenhoff der «Berliner Zeitung» laut Vorabbericht. Er halte deshalb zusätzliche Sanktionen für erforderlich.
Für den SPD-Verteidigungsexperten Hans-Peter Bartels unterstreicht der nordkoreanische Atomversuch die Notwendigkeit, die letzten US-Atomwaffen aus Deutschland abzuziehen. «Wenn wir selbst zum Verzicht auf solche Waffen bereit sind, können wir viel glaubwürdiger von anderen Staaten verlangen, nicht nach Nuklearwaffen zu greifen», sagte Bartels der «Frankfurter Rundschau» laut Vorabbericht. (afp/ap/ddp)