London/Moskau. Sind Piraten vor Westeuropas Küsten unterwegs? Die "Arctic Sea" ist in Höhe von Portugal spurlos verschwunden. Moskau vermutet, dass der Holzfrachter mit seiner 15-köpfigen russischen Besatzung gekapert wurde und schickt Kriegsschiffe.

Das Schicksal des vor der Küste Portugals verschwundenen Holzfrachters "Arctic Sea" und seiner russischen Besatzung hält die Regierung in Moskau in Atem. Russlands Präsident Medwedew beauftragte gestern seinen Verteidigungsminister, das Schiff wiederzufinden und zu befreien. Neben Marinepatrouillen sind satellitengestützte Überwachungssysteme im Einsatz.

Ziel war Algerien

Nach Angaben der britischen Küstenwache könnte sich das Schiff in der Gewalt von Piraten befinden. Sollte dies wahr sein, wäre es das erste Mal, dass moderne Piraten in europäischen Gewässern zuschlugen. Die unter maltesischer Flagge fahrende "Arctic Sea" hat finnisches Holz mit einem geschätzten Wert von 1,16 Millionen Euro an Bord. Sie befand sich auf dem Weg nach Algerien, als sie Ende Juli vor der Küste Portugals verschwand. Ziel war Algeriens Küstenstadt Bejaja, wo der Frachter am 4. August eintreffen sollte.

Nach Angaben der britischen Küstenwache datiert der letzte Funkkontakt vom 28. Juli, als sich der Frachter in Dover meldete, um den Ärmelkanal zu passieren. "Wir wussten nicht, ob wir mit der Besatzung sprachen oder womöglich mit den Entführern", sagte Küstenwache-Sprecher Marc Clark.

In der Ostsee gekapert

Das Schiff hatte schon vor vierzehn Tagen Schlagzeilen gemacht. Damals war es in der Ostsee unterwegs und von maskierten Männern für rund zwölf Stunden geentert worden. Nach Angaben russischer Medien hatten sie irgendetwas gesucht, waren aber verschwunden, ohne etwas mitzunehmen. (afp)