Teheran. Die Missbrauchsvorwürfe der Opposition im Iran werden immer heftiger. Demnach sollen zahlreiche festgenommene Demonstranten in Gefängissen vergewaltigt worden sein. Die Opposition fordert umgehend eine Untersuchung.

In iranischen Gefängnissen sollen einem Oppositionsführer zufolge zahlreiche festgenommene Demonstranten vergewaltigt worden seien. Vielen sei dabei großer körperlicher und seelischer Schaden zugefügt worden, erklärte der bei der umstrittenen Präsidentenwahl unterlegene Reformkandidat Mahdi Karrubi auf seiner Website. Dies sei ihm von früheren Kommandeuren der Streitkräfte und ranghohen Beamten zugetragen worden.

Die Missbrauchsvorwürfe müssten umgehend untersucht werden, forderte Karrubi. Sollten sie sich bewahrheiten, wären sie eine «Schande» für das herrschende islamische System», schrieb Karrubi nach eigenen Angaben in einem auf Sonntag datierten Brief an den einflussreichen früheren Präsidenten Ali Akbar Haschemi Rafsandschani. Jener solle die Vorwürfe auch dem geistlichen Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Chamenei vortragen. Rafsandschani leitet unter anderem den Expertenrat, dessen 86 Mitglieder formal für die Überwachung der Arbeit Chameneis zuständig sind.

«Gefangene haben erklärt, dass einige weibliche Häftlinge so schwer vergewaltigt wurden, dass ihre Genitalien verletzt wurden. Andere haben grausam junge Männer vergewaltigt, so dass jene ernsthafte Verletzungen, Depressionen und psychische Schäden erlitten», schrieb Karrubi. Der Reformer unterlag bei der Präsidentschaftswahl vom 12. Juni laut offiziellem Ergebnis Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad - genauso wie Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi, der auf den zweiten Platz gekommen war.

Gefängnisleiter und drei Wachleute festgenommen

Karrubi richtete seinen Brief an Rafsandschani und nicht an Ahmadinedschad, da er dessen Legitimität nicht anerkennt. Die Opposition wirft den Behörden Wahlbetrug vor. Nach der Wahl hatten im ganzen Land Hunderttausende protestiert.

Damit halten die Vorwürfe schweren Missbrauchs von Häftlingen, die bei den Protesten nach der Wahl festgenommen worden waren, weiter an. Der iranische Polizeichef General Ismail Ahmadi Moghaddam hatte am Sonntag erstmals die Misshandlung von inhaftierten Demonstranten eingeräumt. Er bestritt aber, dass Gefangene zu Tode gefoltert worden seien. Todesfälle unter den Häftlingen seien auf eine Viruserkrankung zurückzuführen, sagte er.

Im Gefängnis Kahrisak sollen nach Angaben der Opposition zahlreiche inhaftierte Demonstranten gefoltert worden sein. Ein Entlassener berichtete kürzlich von sechs Mitgefangenen, die dabei ums Leben gekommen seien. Kahrisak wurde Ende Juli auf Chameneis Anordnung hin geschlossen, der Gefängnisleiter und drei Wachleute wurden festgenommen. (ap)