Teheran. In einem Schauprozess sind im Iran am Samstag erneut Dutzende Oppositionelle und Demonstranten vor Gericht gestellt worden. Unter den Angeklagten waren auch eine Französin sowie Mitarbeiter der britischen und französischen Botschaft im Iran.

Im Prozess gegen Teilnehmer der regierungskritischen Proteste im Iran haben am Samstag auch Mitarbeiter der französischen und der britischen Botschaft auf der Anklagebank gesessen. Eine einheimische Mitarbeiterin der französischen Botschaft sagte laut staatlicher Nachrichtenagentur Irna, diese habe Demonstranten Zuflucht bieten wollen. Großbritannien und die EU verurteilten den Prozess scharf.

Rund hundert Demonstranten müssen sich seit dem 1. August vor dem Revolutionsgericht in Teheran unter anderem wegen Angriffs auf die nationale Sicherheit verantworten. Bei der Anhörung am Samstag erschienen gut ein Dutzend Beschuldigte.

Auf der Anklagebank saßen erstmals auch eine französische Lektorin sowie zwei einheimische Mitarbeiter der französischen und der britischen Botschaft. Die Angeklagten hätten im Auftrag der Opposition und ausländischer Staaten einen Plan entwickelt, um die Regierung zu stürzen, sagte Chefankläger Abdulresa Mohabati laut der Nachrichtenagentur Fars.

Französin soll um Gnade gebeten haben

Die französische Lektorin Clotilde Reiss stand laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna wegen des Sammelns von Informationen und des Anstachelns von Krawallmachern nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl am 12. Juni vor Gericht. Die 24-Jährige gestand demnach, einen einseitigen Bericht über die Proteste für die Kulturabteilung der französischen Botschaft geschrieben zu haben.

Sie gab auch zu, zu den Demonstrationen gegen Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad gegangen zu sein. Ihre Freunde und Familie seien beunruhigt gewesen, «ich schickten ihnen E-Mails um ihnen zu sagen, dass die Versammlungen friedlich sind.» Die seit dem 1. Juli inhaftierte Reiss entschuldigte sich demnach und bat darum, «begnadigt» zu werden.

Irna zitierte auch eine ebenfalls angeklagte einheimische Mitarbeiterin der Kulturabteilung der französischen Botschaft mit der Aussage, ihre Abteilung habe ihre Mitarbeiter angewiesen, Demonstranten Zuflucht zu gewähren, wenn diese darum bäten.

Proteste der EU

Vor Gericht stand auch der Iraner Hussein Rassam, der für die britische Botschaft in Teheran arbeitet. Er war mit acht weiteren Kollegen festgenommen worden, die aber später freigelassen wurden. Laut Irna wird ihm Spionage vorgeworfen.

Der britische Außenminister David Miliband bezeichnete den Prozess als «Provokation». Das Vorgehen gegen Rassam und Reiss trügen nur dazu bei, dass sich «das iranische Regime immer weiter diskreditiert». Die schwedische EU-Ratspräsidentschaft forderte die sofortige Freilassung der Botschaftsangehörigen. Handlungen gegen Bürger oder Botschaftspersonal eines EU-Staats würden von der Gemeinschaft entsprechend beantwortet, hieß es in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung. (afp)