Potsdam. Auch wenn die SPD in Brandenburg das schlechteste Ergebnis überhaupt eingefahren hat, kann der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck weiterregieren. Auf seinen künftigen Koalitionspartner legte sich Platzeck am Wahlabend noch nicht fest.

Matthias Platzeck kann tief durchatmen. Seine SPD wird in Brandenburg auch die kommenden fünf Jahre regieren - das ist schon nach den ersten Hochrechnungen am Wahlabend klar. Nachdem es zunächst nach leichten Verlusten und dem schlechtesten SPD-Ergebnis seit der Wiedervereinigung aussieht, ist gegen 21 Uhr plötzlich doch von leichten Zugewinnen seiner Partei auf mehr als 32 Prozent die Rede. «Aller Voraussicht nach wird die brandenburgische SPD nach zwanzig Jahren auch für die nächsten fünf Jahre - und damit für ein Vierteljahrhundert - die stärkste Partei hier in Brandenburg sein», ruft Platzeck seinen jubelnden Anhänger in einem Potsdamer Kino zu.

Und der 55-Jährige fügt hinzu: «Das wäre ja schon was.» Die beiden Wahlziele - mehr als 30 Prozent für die SPD und «dass die Nazis aus dem Landtag verschwinden» - sind erreicht. Im Laufe des Wahlabends wächst in den Hochrechnungen dann sogar der Vorsprung auf die Linkspartei, die Sozialdemokraten sind wieder mit Abstand stärkste Kraft. Dabei schien ihnen die Linkspartei zunächst recht dicht auf den Fersen zu sein, in der ersten ZDF-Prognose um 18.00 Uhr lagen beide Parteien sogar gleich auf bei 30,0 Prozent.

Harter Wahlkampf

Platzeck strahlt und stellt in den Vordergrund, wie gut die brandenburgische SPD im Wahlkampf zusammengestanden habe. Er selbst habe mehr als 150 Veranstaltungen bestritten. Und wenn das Ergebnis trotzdem nicht glänzend sei, so Platzecks Argumentation, liege dies an der miserablen Lage der SPD im Bund. An den «schwierigen Rahmenbedingungen», wie der Brandenburger es diplomatisch an der Seite seiner Frau Jeanette Jesorka formuliert.

Was zählt, ist für Platzeck aber, dass er weiter regieren kann. Nun will er sowohl mit der CDU als auch mit der Linken Möglichkeiten einer Regierungsbildung ausloten. Wie es auch kommt - in jedem Fall kann der studierte Ingenieur Platzeck seine politische Karriere fortsetzen, die er im November 1990 als Umweltminister begonnen hatte. Bundesweit bekannt wurde Platzeck als Katastrophenmanager des Oderhochwassers im Sommer 1997. Während seiner Zeit als Potsdamer Oberbürgermeister rückte er Ende 1999 in den SPD-Bundesvorstand auf, sieben Monate später übernahm er den Landesvorsitz seiner Partei in Brandenburg.

Als der beliebte Landesvater Manfred Stolpe 2002 aus Altersgründen als Ministerpräsident zurücktrat, zog Platzeck in die Potsdamer Staatskanzlei ein. Nach dem plötzlichen Rücktritt Franz Münteferings vom Amt des SPD-Vorsitzenden wählte ein Sonderparteitag im November 2005 ihn zum Chef der Bundespartei. Der Brandenburger nahm an den Verhandlungen zur Bildung der Großen Koalition im Bund teil und begann die Arbeit an einem neuen SPD-Grundsatzprogramm. Doch nach nur fünf Monaten an der Parteispitzen trat er zurück. Zuvor hatte er erst einen Kreislaufzusammenbruch und dann einen Hörsturz erlitten. Platzeck erklärte danach, sein Platz sei in Brandenburg. (ap)

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