Rom. Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi beglückwünschte Angela Merkel telefonisch. Ihre Bestätigung sei "ein Erfolg für die gesamte Familie der europäischen Volksparteien", betonte er dabei laut offizieller Mitteilung.

Die Berlusconi-nahe Zeitung "Il Giornale" titelt, den FDP-Sieg einbeziehend, in Deutschland habe ein "Rechtstrutsch" stattgefunden.

"Eine Niederlage für die gesamte gemäßigte europäische Linke", so wird hingegen der Abrutsch der SPD in oppositionsnahen Kreisen bezeichnet. Berlusconis schwache Rivalen beunruhigt, dass die deutschen Wähler jegliche Linke in die Opposition verbannt haben. Sie werten das gar als böses Zeichen für ihre eigenen derzeitigen Bemühungen, mühsam eine Alternative zur überstarken Mitte-Rechts-Mehrheit in ihrem Land aufzubauen.

FDP-Sieg überrascht

Ansonsten wird das Wahlergebnis auch als italianisiert bezeichnet, weil die Urnengänger nicht nur wie früher zwei Hauptgruppen, sondern etliche Parteien prämiiert haben. Deutschlandkenner hatten unmittelbar vor den Wahlen eigentlich mit der Notwendigkeit einer neuen großen Koalition gerechnet. Umsomehr sehen sie im hohen FDP-Sieg jetzt die eigentliche Überraschung.

Politiker erwarten sich von der schwarz-gelben Koalition in Berlin ein stabiles Deutschland. Das werde sich positiv auf Europa auswirken, heißt es auch in Diplomatenkreisen. Kanzlerin Angela Merkel sei zwar gekrönt, aber "nicht ohne Dornen", so wird aber in den Medien angedeutet, dass sie wohl der so stark gewordenen FDP Kompromisse einräumen müsse.

Guido Westerwelle sei das neue deutsche "Wunderkind", darüber ist man sich einig. Er werde wohl Außenminister werden. Einige Medien stellen ausdrücklich heraus, dass Westerwelle erklärter Homosexueller mit festem Partner sei. Dafür gibt es in Italien einschneidende interne Gründe. Wo der Einfluss des Vatikans im überwiegend katholischen Italien groß ist - total verurteilt der Papst ausgeübte Homosexualität - herrscht noch viel Intoleranz. Gerade in Rom ist es in letzter Zeit zu schweren Ausschreitungen gegen Schwulenpaare gekommen.