Washington. Gute Nachricht für Obama: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kann weitermachen.

Für US-Präsident Barack Obama, der Merkel nach ihrem Wahlsieg als eine der Ersten telefonisch gratulierte, ist das eine gute Nachricht. In Washington rechnet niemand damit, dass die Deutschen unter einer schwarzgelben Regierung ihre Politik in Afghanistan ändern und - ungeachtet der wachsenden Kritik im Inland - etwa auf einen überstürzten Abzug der deutschen Truppen pochen werden.

Deutschland ist nach den USA undden Briten der drittgrößte Truppensteller am Hindukusch. Ohnehin gehen die USA jetzt davon aus, dass sich die Zusammenarbeit mit Berlin künftig einfacher und weniger sperrig als bislang gestalten wird. Merkels liberaler Koalitionspartner, die so genannte "Business-Partei" FDP, wird als Amerika-freundlich eingestuft.

Als erster wichtiger Test gilt aus US-Sicht, dass Berlin der Bitte Washingtons nachkommt, neun Guantanamo-Häftlinge aufzunehmen. Eine Entscheidung darüber hatte noch die Große Koalition auf die Zeit nach der Bundestagswahl vertagt.

Dass Merkel mitten in der Rezession in Europas größter Volkswirtschaft die Wiederwahl gelang, stellten gestern alle großen Zeitungen des Landes breit heraus. Ohnehin - so die einhellige Ansicht - haben Merkel, die aus US-Sicht als Bush-nah galt, und Obama nach eher kühlem Beginn inzwischen zu einem "produktiven" Miteinander gefunden, wie sich zuletzt auf dem Pittsburgher G20-Gipfel gezeigt habe.

Für ausgemacht haltenUS-Kommentatoren indes, dass sich in der deutschen Innenpolitik einiges ändern wird. Eine ambitionierte Steuerreform und ein neuer Kurs in der Atompolitik, der vor allem längere Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke vorsieht, werden dabei an vorderster Stelle genannt.

Dass künftig aller Voraussicht nach mit Guido Westerwelle ein bekennender Homosexueller die Leitlinien der deutschen Außenpolitik bestimmen wird, ist für die konservativen USA allerdings noch gewöhnungsbedürftig. Kaum ein Kommentator verzichtete gestern darauf, Westerwelles sexuelle Präferenz zu erwähnen.