Berlin. Deutsche Sicherheitsbehörden befürchten laut einem Medienbericht Anschläge der Terrororganisation Al Kaida gegen Deutsche vor der Bundestagswahl. Damit solle Vergeltung für das deutsche Engagement in Afghanistan verübt werden. Vor allem Deutsche in Nordafrika sind offenbar in Gefahr.
Die Terrororganisation Al Kaida plant angeblich mit hohem Aufwand einen Anschlag gegen Deutsche vor der Bundestagswahl am 27. September. Die Aktivitäten richteten sich gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, meldete der «Spiegel» am Wochenende. Unter anderem liege eine neue Warnung der US-Regierung vor, nach der die nordafrikanische Sektion von Al Kaida mit der Vorbereitung eines Anschlags beauftragt worden sei.
Weder Bundesinnenministerium noch Bundeskriminalamt oder Bundesamt für Verfassungsschutz wollten den Bericht kommentieren. Hinweise auf Anschlagsplanungen anlässlich der Bundestagswahl gab es seit Anfang des Jahres immer wieder. Im Januar war im Internet erstmals ein Terrorvideo mit einer direkten Drohung gegen Deutschland aufgetaucht. In zwei späteren Videos wurde direkt Bezug auf die Bundestagswahl genommen.
Neue Qualität der Terrorgefahr
Die Sicherheitsbehörden sprechen inzwischen von einer neuen Qualität der Terrorgefahr. «Al Kaida, aber auch Taliban haben immer sehr sorgfältig darauf geachtet, Einfluss auf nationale Entscheidungsprozesse zu nehmen», sagte BND-Chef Ernst Uhrlau vor wenigen Tagen in einem Zeitungsinterview. Die Terrororganisationen wollten Deutschland als Teil der «Kreuzritter» in Afghanistan angreifen.
Bei den Terroranschlägen von Madrid am 11. März 2004 waren wenige Tage vor der dortigen Parlamentswahl 191 Menschen getötet worden. Spanien war damals wegen der Beteiligung am Irak-Krieg in das Visier der Terroristen geraten.
Deutsche in Nordafrika besonders bedroht
Als besonders bedroht gelten dem «Spiegel»-Bericht zufolge deutsche Firmen in Algerien und deutsche Staatsbürger in ganz Nordafrika. Allerdings warnten die Sicherheitsbehörden auch vor möglichen Anschlägen in Deutschland selbst.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz habe damit begonnen, deutsche Unternehmen, die in Maghreb-Staaten wie Algerien, Marokko oder Tunesien vertreten sind, vor möglichen Anschlägen zu warnen. Durch die Gespräche sollten deutsche Geschäftsleute auch auf die Gefahr möglicher Entführungen hingewiesen werden. (ap)