Berlin. Die Rente in Deutschland steht im Prinzip in der Dauerkritik. Doch auch zurecht? So schneidet sie im internationalen Vergleich ab.
- Um die Zukunft der Rente wird in Deutschland viel gestritten
- Im internationalen Vergleich kann Deutschland von anderen Ländern lernen
- Was machen andere Länder besser? Wer hat das beste Rentensystem?
Die Rente ist in Deutschland Dauerthema. Die einen bemängeln das zu niedrige Eintrittsalter, die anderen die zu hohe Steuerlast für Senioren und Seniorinnen.
Eine Renten-Reform hat dafür auch für SPD, Grüne und FDP eine hohe Priorität, sollten sie als Ampel-Koalition eine Bundesregierung bilden. Aber ist das aktuelle deutsche Rentensystem wirklich so schlecht, wie es die täglichen Negativ-Schlagzeilen vermuten lassen?
Studie zur Rente: Island hat das beste System
Aufschluss darüber kann der kürzlich veröffentlichte Global Pension Index (GPI) geben. Seit nunmehr 13 Jahren erscheint das Ranking der weltweit besten Rentensysteme. 2021 heißt der Sieger Island (84,2). Auf Platz 2 liegen die Niederlande (82,6 Punkte) und auf Platz 3 Dänemark (82 Punkte). Beide Länder gelten schon seit Jahren als absolute Vorbilder in Sachen Rentensysteme. Island hingegen darf als Überraschung gewertet werden. Dieses Jahr erstmals Teil des GPI, sprang gleich die Spitzenposition heraus.
Und Deutschland? Ist nicht einmal in den Top-Ten vertreten und belegt mit 67,9 Punkten Platz 14, nach Platz 11 im Vorjahr.
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Rente: Deutschlands System schneidet vor allem bei der Nachhaltigkeit schlecht ab
Grundlage des GPI sind Studien des zur Unternehmensberatung Mercer gehörenden Mercer CFA Instituts. Dieses vergleicht jedes Jahr verschiedene Rentensysteme auf der Welt. Nach eigenen Angaben umfasst die Untersuchung dieses Jahr 43 Länder und damit 63 Prozent der Weltbevölkerung.
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Deutschlands mittelmäßiger Platz liegt vor allem an dem schlechten Abschneiden in der Kategorie Nachhaltigkeit. Gerade einmal 45,4 Punkte verzeichnet der GPI für Deutschland in dieser Kategorie. Das ist schlechter als Länder wie Kolumbien (46,2), Mexiko (54,7) oder die Philippinen (52,5).
Bewertet werden die Rentensysteme neben der Nachhaltigkeit auch nach den zwei Kriterien Angemessenheit und Integrität. Bei diesen Kriterien erreicht Deutschland mit 79,3 und 81,2 im Vergleich sogar sehr gute Werte.
- Angemessenheit: Bewertet die Angemessenheit der Erträge aus dem System für Rentner. So werden diese beispielsweise mit dem durchschnittlichen Nettoeinkommen des Landes verglichen. Ob ein Mindesteintrittsalter existiert, ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Angemessenheit fließt zu 40 Prozent in die Gesamtwertung ein.
- Integrität: Die Integrität bewertet das Vertrauen der Menschen in ihr Rentensystem. Dafür werden beispielsweise die dem System zu Grunde liegenden Gesetze untersucht. Auch die Existenz und Ausgestaltung von Risikoabsicherungen für Rentner und Rentnerinnen spielen eine Rolle. Die Integrität fließt zu 25 Prozent in die Gesamtwertung ein.
- Nachhaltigkeit: Damit wird die Belastbarkeit des Rentensystems auf lange Sicht bewertet. Eine der wichtigsten Merkmale ist natürlich die Altersverteilung in der Bevökerung. Doch auch die jeweilige Staatsverschuldung wird untersucht. Die Nachhaltigkeit fließt zu 35 Prozent in die Gesamtwertung ein.
Alle Rentensysteme mit insgesamt mehr als 80 Punkten bewertet der GPI mit der Note A als robustes "First Class"-System mit guten Leistungen und hoher Beständigkeit.
Rentensysteme mit 80 bis 65 Punkten bekommen die Note B. Das sind laut GPI Systeme mit einer soliden Basis, einigen guten Eigenschaften, aber auch mehreren Bereichen, die verbessert werden müssen. Die schlechteste Note E gibt es mit weniger als 35 Punkten. Die bekam allerdings keines der untersuchten Länder. Deutschland bekommt mit seinen 67,9 Punkten noch knapp ein B.
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Rente: Das machen Island, Dänemark und die Niederlande besser
Aber was machen Island, Dänemark und die Niederlande so viel besser als Deutschland? Der auffälligste Unterschied: In keinem der Länder gibt es die verschiedenen Ausnahmen für Beamte, Selbstständige oder Freiberufler wie in Deutschland.
Zweiter Unterschied: Alle drei Länder bauen wesentlich stärker auf die betriebliche Altersvorsorge. In Island und Dänemark ist sie sogar Pflicht. In den Niederlanden zahlen auch ohne Pflicht so gut wie alle abhängig Beschäftigen in die betriebliche Altersvorsorge ein. Der Arbeitgeber gibt in allen drei Ländern ein Teil dazu. Das Geld fließt dann in Pensionsfonds und wird beispielsweise in Aktien oder Staatspapieren angelegt.
Der Vorteil liegt auf der Hand. Wenn der Großteil der Altersvorsorge angelegt wird, kann sich auch ein Großteil des Geldes vermehren. Am Ende springt also mehr raus, als eingezahlt wird. Sofern der Markt mitspielt wohlgemerkt. Das Risiko ist also auch höher.
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Rente in Deutschland: Kein Grund zur Panik?
In Deutschland spielt die gesetzliche Rentenversicherung die größere Rolle bei der Altersvorsorge. Sie ist umlagenfinanziert. Nur das, was eingezahlt wird, kann auch wieder ausgezahlt werden. Weil das bei einer immer älter werdender Gesellschaft nicht reicht, muss der Staat mit Milliarden aus Steuergeldern aushelfen.
Deutschland ist übrigens nicht die einzige Industrienation,die eine mehrheitlich ältere Bevölkerung bei der Rente vor Probleme stellt. Japan zum Beispiel erreicht im GPI nur den 36. Platz mit 49,8 Punkten.
Und auch die Weltbank wird in der GPI-Studie mit den Worten zitiert: "Die meisten Rentensysteme tragen sich finanziell nicht selbst und können ihre Rentenversprechen an die jüngere Generation nicht halten."
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