Berlin. Armin Laschet und Markus Söder wollen im Kampf um die K-Frage Einigkeit demonstrieren. Aber Söder hält sich ein Hintertürchen offen.

Es war ein Krimi, den die Union am Wochenende ablieferte. Ein „Tatort“ vor dem abendlichen „Tatort“ sozusagen. Am Sonntagmorgen um 10.30 Uhr war im Bundestag der Geschäftsführende Vorstand der Unionsfraktion zu einer Klausur hinter verschlossenen Türen zusammengekommen. Ursprünglich sollte es bei dem schon lange geplanten Treffen darum gehen, welche Gesetzesvorhaben noch bis zur Sommerpause auf den Weg gebracht werden.

Doch das beherrschende Thema war ein anderes: Wer wird Kanzlerkandidat der Union – Armin Laschet oder Markus Söder? Als Spoiler vorneweg: Geklärt wurde diese Frage am Sonntag noch nicht. Spannend wurde es trotzdem. Denn erstmals bekannte sich der als Gast geladene CSU-Chef Markus Söder zu seinen Ambitionen, Kanzlerkandidat werden zu wollen. „Wenn die CDU bereit wäre, mich zu unterstützen, wäre ich bereit. Wenn die CDU es nicht will, bleibt ohne Groll eine gute Zusammenarbeit“, sagte er Teilnehmern zufolge. Er habe mit Laschet bereits am Samstag gesprochen. Dies sei aber „kein abschließendes Gespräch“ gewesen. Söder verwies außerdem auf die aktuellen Umfragen: In diesen liegt er mit großem Abstand vor seinem Rivalen.

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Laschet und Söder zeigen Geschlossenheit

Zuvor hatte bereits Armin Laschet erkennen lassen, dass auch er antreten will. „Markus und ich sind im Gespräch“, sagte er laut Teilnehmern. „Es gibt zwei potenzielle Kandidaten. Wir haben uns gegenseitig attestiert, dass wir es beide könnten.“ Dann verpasste Laschet der SPD einen Seitenhieb: „Die SPD hat keinen, der es kann, wir haben zwei, die es können.“ Die SPD hatte bereits im vergangenen August Bundesfinanzminister Olaf Scholz als ihren Kanzlerkandidaten ausgerufen. Über den Zweikampf mit Söder sagte Laschet: „Wir werden die Frage gut miteinander, auch in persönlicher Wertschätzung, die es gegenseitig gibt, beantworten.“ Wichtig sei „die Rückendeckung der Parteien und die Geschlossenheit der Union“.

Am Nachmittag traten beide dann noch einmal gemeinsam mit Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt vor die Presse. Während Brinkhaus und Dobrindt ihre Zufriedenheit bekundeten, dass Söder und Laschet jetzt vor der Fraktionsspitze Klarheit geschaffen hätten, wiederholten die zwei Kontrahenten teils wortgleich, was sie in der Sitzung gesagt hatten.

Wir sind nicht Helmut Kohl und Franz Josef Strauß“, versicherte Söder: „Wir wollen keine Spaltung, wir wollen Gemeinsamkeit.“ Das klingt, als würde er bereits den geordneten Rückzug vorbereiten. Doch im nächsten Atemzug machte er deutlich, dass er sich weiterhin für den besseren Kandidaten hält. „Unglaublich viele Menschen“ hätten ihn angesprochen. Deshalb habe er nach reiflicher Überlegung entschieden, „sich dieser Verantwortung zu stellen“. Für Montagabend kündigte Söder kurzfristig eine CSU-Präsidiumssitzung an. Laschet betonte seinerseits, dass er für die Geschlossenheit der Union stehe. So habe er die Partei bereits nach dem Kampf um den CDU-Vorsitz wieder zusammengeführt.

Entscheidung über Kanzlerkandidaten könnte am Montag fallen

Wer Kanzlerkandidat wird, hängt nun auch entscheidend davon ab, wie sich die Parteispitzen positionieren. Auch da gab es bei der Klausur bereits einen ersten Vorgeschmack. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bei ihrem Auftritt vor dem Fraktionsvorstand überraschend Laschet in Schutz genommen. Dabei hatte sie ihn vor zwei Wochen in der TV-Talkshow „Anne Will“ noch massiv wegen seiner Pandemiepolitik kritisiert.

Beim Klausurtreffen sagte sie nun Teilnehmern zufolge: „Ich habe mich über die Länder geärgert.“ Viele Bundesländer seien von den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz abgerückt, Bayern aber „noch deutlicher“ als NRW. Leider habe Laschet das mehr abbekommen als andere, obwohl sich andere noch weniger an die Absprachen gehalten hätten.

Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) meldete sich zu Wort und machte klar, dass er eine Entscheidung der Fraktion über die K-Frage für nicht notwendig hält. Das aber wäre schlecht für Söder. Denn in der Fraktion bangen viele angesichts sinkender Umfragewerte um ihre Wiederwahl und favorisieren deshalb den populären CSU-Chef. Mehr als 50 Abgeordnete hatten in einem gemeinsamen Schreiben gefordert, dass über die K-Frage „in einer parteiübergreifenden Fraktionssitzung von CDU und CSU diskutiert und im Zweifel auch entschieden wird“.

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So oder so – vor allem schnell soll es jetzt gehen. Darauf hatten in den vergangenen Tagen mehrere CDU-Ministerpräsidenten sowie Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus gedrängt. Auch das kann man eher als Parteinahme für Laschet werten. Denn Markus Söder wäre es lieber gewesen, diese noch bis Pfingsten herauszögern zu können – in der Hoffnung, dass sich Laschet durch weitere Kommunikationspannen selbst beschädigen würde.

Umfrage: Nur noch jeder Vierte mit Arbeit von Laschet zufrieden

Am Montagvormittag kommen Bundespräsidium und Bundesvorstand der CDU in der Parteizentrale in Berlin zusammen. Eigentlich sollte das Präsidium nur per Videoschalte konferieren. Kurzfristig entschied man sich aber, daraus eine Präsenzveranstaltung zu machen. Söder wird nicht dabei sein.

Am Sonntag wollte sich zwar niemand äußern, wann die Entscheidung in der K-Frage fällt. Die Indizien des Unionskrimis sprechen aber dafür, dass nach den montäglichen Gremiensitzungen, spätestens aber bis Wochenmitte der Kandidat feststeht.

Laschets Regierung in Nordrhein-Westfalen sackte unterdessen auf ein Stimmungstief. Laut einer Umfrage von Infratest für den WDR ist aktuell nur noch jeder vierte Wahlberechtigte (26 Prozent) mit der Arbeit von Laschet zufrieden. Das sind 34 Prozentpunkte weniger als im Januar. 69 Prozent (+31) sind unzufrieden. Das ist der schlechteste Wert für Laschet seit seiner Wahl zum Ministerpräsidenten 2017. Aber: Anhänger der CDU sind immer noch mehrheitlich zufrieden mit seiner Arbeit.