Essen. . Ärger um eine Statistik zu abgehängten Städten: Das Bundesinstitut BBSR vertauschte Daten. Oberhausen und Gelsenkirchen stehen gar nicht so schlecht da.
Es passte doch so schön ins Bild: Als das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Februar der Bundesregierung eine Untersuchung über abgehängte Regionen vorlegte, zählte es auch drei Städte des gebeutelten nördlichen Ruhrgebiets auf. In Gelsenkirchen, Oberhausen und Herne seien die Lebensverhältnisse stark unterdurchschnittlich, so das Urteil des Bonner Instituts.
Nur: Zumindest für Oberhausen und Gelsenkirchen stimmt die Darstellung nicht.
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Wie das BBSR jetzt einräumt, ist ihm bei der Untersuchung in einem von fünf betrachteten Bereichen ein peinlicher Fehler unterlaufen. Bei den Bevölkerungsdaten aus 2014/15 waren die Angaben der unter 15-Jährigen und über 75-Jährigen versehentlich vertauscht worden. Das geht aus einer E-Mail des BBSR hervor, die dieser Redaktion vorliegt.
Fehler war Mitarbeiter der Stadt Herne aufgefallen
In Oberhausen und Gelsenkirchen war der Anteil der Älteren auf dem Papier höher als in der Realität. Weil das Institut dafür Minuspunkte vergab, wurden die Städte und zwei weitere deutsche Kommunen im Gesamtbild fälschlicherweise als „abgehängt“ dargestellt.
Aufgefallen war der Fehler einem Mitarbeiter des Herner Statistikamtes, der die Bundesdaten angezweifelt und geprüft hatte. Seiner Stadt brachte die Korrektur nichts: Im überarbeiteten Gesamtbild des BBSR wird Herne weiter als Stadt mit stark unterdurchschnittlichen Lebensverhältnissen ausgewiesen.
Oberbürgermeister beklagen Imageprobleme
Während das BBSR für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht zu erreichen war, ist der Ärger in den Städten groß. Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) sagte: „So etwas darf nicht passieren.“ Oberhausen habe bereits ein Imageproblem, das der Stempel einer abgehängten Stadt nur verstärkt habe. „Solche Angaben sollten kontrolliert werden, bevor sie veröffentlicht werden“, so Schranz. Er forderte eine Entschuldigung.
Auch Gelsenkirchens OB Frank Baranowski (SPD) sprach von einem Imageschaden. Um sogleich festzuhalten: „Die Einschätzung der Stadt Gelsenkirchen, dass die von hoher Arbeitslosigkeit betroffene Stadt stärker gefördert werden muss, bleibt aber weiterhin bestehen.“
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) widerspricht dem Bild, seine Stadt sei abgehängt. Seit Oktober 2015 hätten Firmen über 200 Millionen Euro in Herne investiert, „das wird in dieser Darstellung nicht berücksichtigt“.