Den Haag. Der frühere bosnisch-serbische Präsident Radovan Karadzic droht mit einem Boykott seines Prozesses vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal. Das Gericht hätte ihm zwei Jahre Vorbereitungszeit einräumen müssen. Die Anklageschrift in seinem Fall umfasst fast eine Million Seiten.
Der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic will die Eröffnungssitzung seines Prozess vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien boykottieren. Er werde zum Prozessauftakt am kommenden Montag nicht vor Gericht erscheinen, erklärte Karadzic in einem Schreiben an den Gerichtshof in Den Haag, das am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Zur Begründung erklärte der 64-Jährige, er habe nicht genug Zeit zur Vorbereitung seiner Verteidigung gehabt und sei noch nicht bereit. «Kein Anwalt der Welt hätte sich in dieser Zeit vorbereiten können», klagte Karadzic, der bereits im September um eine Verschiebung des Prozesses gebeten hatte. Die Anklageschrift in seinem Fall umfasst fast eine Million Seiten.
Karadzic muss sich wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermordes während des Bosnien-Kriegs vor dem UN-Tribunal verantworten. Er war im Juli 2008 nach einem 13 Jahre währenden Versteckspiel in der serbischen Hauptstadt Belgrad gefasst worden. Die Klagen beziehen sich unter anderem auf die 44-monatige Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, während der rund 10.000 Menschen ums Leben kamen, und auf das Massaker an rund 8000 muslimischen Männern und Jungen in Srebrenica im Juli 1995. (afp)