Berlin/Essen. Mit seinen Zweifeln an der Rentengarantie hat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) einen parteiinternen Streit vom Zaun gebrochen und eine neue Renten-Debatte ausgelöst. Unterdessen zeigt eine Statistik: Nur noch knapp acht Prozent der über 63-Jährigen sind noch im Vollzeitjob.

Mit der Rentengarantie wollte die SPD eigentlich ein schwieriges Thema im Wahlkampf positiv besetzen. Nun, da Finanzminister Peer Steinbrück einen parteiinternen Streit vom Zaun gebrochen hat, möchten viele Sozialdemokraten das Thema so schnell wie möglich zu den Akten legen. „Steinbrück sollte dringend in den Urlaub fahren”, sagte etwa Niedersachsens SPD-Chef Garrelt Duin.

Doch dafür, dass diese Debatte nicht einfach wieder so verschwindet, sorgt schon der Koalitionspartner. Ermahnungen an die SPD, die Rentner nicht zu verunsichern, ließen sich weder CDU-Landesverbände noch die Bundestagsfraktion entgehen. NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte im WDR, auch er halte die Rentengarantie für „sehr bedenklich”. Man soll nun aber keine „Riesen-Rentendebatte anfangen”, um die Leute nicht weiter zu verunsichern.

Nur 7,6 Prozent der 63-Jährigen sind noch in Vollzeitjob

Vor wenigen Wochen war auch die von SPD-Chef Franz Müntefering zu Beginn der Regierungszeit durchgesetzte Rente mit 67 erneut in der eigenen Partei infrage gestellt worden. Neue Zweifel nährt nun eine Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken: Demnach haben nur 7,6 Prozent der 63- bis 65-Jährigen einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob. Wenn es keine Jobs für Ältere gebe, könne man nicht das Rentenalter erhöhen, folgert die Linke.

Tatsächlich scheiden die meisten bereits vor ihrem 65. Geburtstag aus dem Berufsleben aus – weil sie berufsunfähig, arbeitslos oder freiwillig in Frührente gegangen sind. Allerdings hat die Beschäftigung Älterer in den vergangenen Jahren nicht ab-, sondern zugenommen. Zudem berücksichtigt die Beschäftigungsquote weder Altersteilzeitler noch Hausfrauen und Beamte.

Statistik: Berufszeit hat sich um ein Jahr verlängert

Für aussagekräftiger hält das Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen daher die Erwerbstätigenquote. Sie lag 2006 bei den 63-Jährigen bei 23,0 und 17,2 Prozent bei den 64-Jährigen.

Entsprechend steigt auch das durchschnittliche Renteneintrittsalter. Wie die Rentenversicherung am Montag mitteilte, gehen Männer in Westdeutschland mit 63,5 Jahren in Altersrente, die Frauen zwei Monate früher. Damit arbeiten sie ein Jahr länger als noch zu Beginn des Jahrzehnts. Hauptgrund sind die neuen Abschläge auf jeden Monat, den man früher in Rente geht.