Düsseldorf. Große Klassen, unbesetzte Lehrerstellen und eine neu entflammte Debatte ums Turbo-Abitur: Sylvia Löhrmann muss zum Schulstart einige Probleme lösen
NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) meldet erstmals seit zehn Jahren steigende Schülerzahlen, die Opposition im Landtag sieht vor allem wachsende Probleme. Integration von Flüchtlingskindern, Inklusion behinderter Schüler in den Regelunterricht, Besetzung von Lehrerstellen, miese Noten im Bildungsvergleich – zum Start des Schuljahres 2016/17 kann Löhrmann nicht über einen Mangel an Baustellen klagen.
Schülerzahlen
Durch den Zuzug von fast 40 000 schulpflichtigen Flüchtlingen ist die Schülerzahl in NRW um 1,6 Prozent auf 2,56 Millionen gestiegen. Den größten Zuwachs verzeichnen Grundschulen mit nun 637.000 Kindern (+ 2,9 Prozent). Beliebteste Schulform bleibt das Gymnasium mit einer Übergangsquote von 41,3 Prozent. Unter dem Trend zur Gesamtschule leiden Realschulen (- 4,7 Prozent) und Hauptschulen (- 13,3 Prozent). Neu starten 13 neue Gesamtschulen und fünf Sekundarschulen.
Flüchtlingsklassen
Ein Erlass des Schulministeriums zur Beschulung von Flüchtlingen sorgt seit Wochen für Aufregung. Die Zuwanderer sollen nicht mehr in gesonderten Klassen, sondern in Sprachlerngruppen unterrichtet und schnell in den Regelunterricht integriert werden.
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Löhrmann versicherte, dies sei nur eine Präzisierung ohne Auswirkungen auf die Lernformen. Die Lehrergewerkschaft GEW meinte hingegen, das Ministerium wolle einen Zuwachs an Integrationsstellen vermeiden.
Inklusion
Löhrmann erwartet, dass rund 128.000 der 2,56 Millionen Schüler „sonderpädagogischen Förderbedarf“ haben. Mehr als 40 Prozent besuchen eine Regelschule – im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 4,2 Prozent. In gleichem Maße gehen die Schülerzahlen an Förderschulen zurück. „Die Inklusion entwickelt sich in einem maßvollen und kontinuierlichen Anstieg“, findet die Ministerin.
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Die Opposition beklagt „chaotische Zustände“ in Inklusionsschulen und das Fehlen von Sonderpädagogen zur Lehrer-Unterstützung.
Klassengrößen
Die durchschnittlichen Klassengrößen in NRW liegen laut Löhrmann in den meisten Schulformen unter den Richtwerten. Eine Grundschulklasse besuchten im Schnitt 23,2 Schüler. In einzelnen Schulen kann die Schülerzahl jedoch deutlich höher liegen.
Lehrerstellen
Die Landesregierung muss 8800 Lehrerstellen besetzen. Noch sind 1060 unbesetzt. Ein Engpass zeichnet sich mit 420 unbesetzten Stellen vor allem bei Grundschulen ab. Der Verband Bildung und Erziehung kritisierte, Löhrmann habe kein Konzept vorgelegt, wie gerade im Primarbereich „das Desaster der unbesetzten Schulleitungsstellen behoben werden soll“.
Turbo-Abitur
Im Streit um die Schulzeitverkürzung will Löhrmann keinen eigenen Reformvorschlag vorlegen. In den nächsten Wochen werde sie erneut Opposition und Interessenverbände am „Runden Tisch“ versammeln.
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Nach der Abkehr der Landeselternschaft der Gymnasien vom gemeinsamen Konsens für das G8-Abitur und einer Kurskorrektur der FDP will sie offenbar erneut die Stimmung ausloten
Bildungsmonitor
Der „Bildungsmonitor“ des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft bescheinigte dem NRW-Schulsystem erneut schlechte Noten. Unter den 16 Bundesländern reichte es zu Rang 14. Kritisiert wurden Lehrermangel und zu viele Schüler je Lehrer. Löhrmann erklärte: „Wir sind nicht zufrieden, aber wir arbeiten dran.“