Düsseldorf. . Zu große Klassen, zu wenig Fortbildungen: Laut einer Umfrage fühlen sich viele Lehrer ihren beruflichen Anforderungen nicht mehr gewachsen.
Fast jeder fünfte der 190.000 Lehrer in NRW sieht sich den steigenden Anforderungen an der Schule nicht mehr gewachsen. Mit Blick auf die Inklusion, die Beschulung der Flüchtlinge und das digitale Lernen fehlten Tausende Lehrer, sagte der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft VBE, Udo Beckmann. In einer Forsa-Umfrage erteilten Lehrer der NRW-Schulpolitik die Note 4,2 – im Bundesschnitt liegt die Bewertung bei einer 4,0.
Zwar gehen trotz der „schwierigen Arbeitsbedingungen“ weiterhin 89 Prozent der befragten Lehrer gern zur Arbeit. Die positive Einstellung zum Beruf berge aber die Gefahr der „Selbstausbeutung“, mahnte Beckmann. Gerade in der aktuellen Phase mit mehr inklusiven Klassen, der Integration der Flüchtlingskinder und einer individuellen Förderung in heterogenen Klassen, nähmen viele Lehrer keine Rücksicht auf die eigene Gesundheit.
80.000 zusätzliche Flüchtlingskinder
VBE und Lehrergewerkschaft GEW fordern 7000 zusätzliche Lehrer für das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Schülern. Weitere 5000 seien zusätzlich nötig für die Unterrichtung der zusätzlichen Flüchtlinge. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hatte angekündigt, dass NRW 2015 und 2016 für rund 80 000 zusätzliche Flüchtlingskinder 5766 Lehrerstellen geschaffen werden.
Beckmann beklagte, dass viele Lehrer aufgrund mangelnder Fortbildung nicht nur bei der Inklusion „ins kalte Wasser geworfen werden“. Auch zu große Klassen, die hohe Zahl der Unterrichts- und Vertretungsstunden, fehlende Arbeitsräume im Ganztag und „mittelalterliche“ Lernmaterialien erschwerten den Alltag der Lehrer.
87 Prozent der Lehrer hatten beklagt, dass Politiker bei ihren Entscheidungen in NRW „den realen Schulalltag nicht beachten“. 69 Prozent kritisierten, dass wachsende Aufgaben außerhalb des Unterrichts nicht anerkannt werden. Auch der Unterrichtsausfall wäre deutlich höher, wenn Lehrer nicht freiwillig und ohne Anrechnung Ausfallstunden übernehmen würden. Beckmann vermisste multiprofessionelle Gruppen mit Schulpädagogen und Psychologen zur Betreuung der Schüler.