Mönchengladbach. Es wird eng für Sven Lau: Die Bundesanwaltschaft wirft dem Salafisten aus Mönchengladbach vor, den Terror zu unterstützen. Ein Porträt.
Geht dieser Steckbrief noch bürgerlicher? Katholisch. Rheinisch. Ein Familienvater von fünf Kindern. Industriemechaniker. Wehrdienstleistender und engagierter Feuerwehrmann.
Und dann: Vom Brandmeister zum Brandstifter. So sieht es Deutschlands oberste Anklagebehörde. Die Bundesanwaltschaft wirft dem 35-jährigen Sven Lau aus Mönchengladbach vor, in vier Fällen eine ausländische terroristische Vereinigung unterstützt zu haben – die Jamwa, die zum Islamischen Staat (IS) gehört. Das ist ein Verstoß gegen die Paragraphen 129a und b des Strafgesetzbuches. Karlsruhe hat in dieser Woche vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf Anklage gegen den Hass-Prediger erhoben.
„Anlaufstelle für Kampfwillige aus der salafistischen Szene"
Die Anklage hat es in sich. Lau sei nicht nur „Bindeglied“ zu Jamwa, sondern auch „Anlaufstelle für Kampf- und Ausreisewillige, insbesondere aus der salafistischen Szene im Großraum Düsseldorf“ gewesen. Er habe Geld ins Kampfgebiet (250 Euro) gebracht und drei Nachtsichtgeräte für Syrien beschafft, Wert 1440 Euro. Detailliert legen die Bundesanwälte dar, was Sven Laus Freunde beim IS alles auf dem Gewissen haben: Die Organisation schrecke „auch vor der Begehung von Kriegsverbrechen wie Massenexekutionen und Verbrennen von Gefangenen oder medial inszenierten Enthauptungen nicht zurück“.
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Sven Lau, der Mann mit dem mächtigen schwarzen Bart, ist der bekannteste Salafist Nordrhein-Westfalens. Von Natur aus „Bio-Deutscher“, nennt er sich Abu Adam. Klassenclown und ein guter Fußballer sei er gewesen, hat er selbst erzählt.
Mönchengladbach war sein wichtigster Kampfplatz. In der islamistischen Szene trat er dort erstmals lauter um 2005 auf, als er ein Geschäft für islamische Ausstattung aufmachte. Es folgte die Gründung des Vereins „Einladung zum Paradies“, um im Stadtteil Eicken eine Islamschule zu eröffnen. Der Plan platzte nach wütenden Anwohnerprotesten. Nie aufgeklärt wurden in diesem Zusammenhang Brände, nach denen er Islam-Feinde der Brandstiftung beschuldigte. In einem Fall sah ihn der Staatsschutz selbst als Täter. Weder so noch so kam es zu Verfahren.
„Sharia Police“ wolllte provozieren und Glaubensbrüder mahnen
Vor zwei Jahren verlegte Lau die Tätigkeit nach Wuppertal. In der Klophausstraße machte er die Moschee "Darul Arquam" auf und startete im September 2014 eine aufsehenerregende Aktion. Er und acht andere Salafisten zogen sich Warnwesten an und patrouillierten durch Wuppertaler und später wohl auch durch Düsseldorfer Straßen. Die Aufschrift „Sharia Police“ sollte den Staat provozieren, Autorität ausstrahlen und Glaubensbrüder mahnen, von Ausschweifungen und Alkohol zu lassen. Der Auftritte beschäftigten auch den Düsseldorfer Landtag.
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Doch zu dieser Zeit war er längst Vermittler von Reisen ins Kriegsgebiet, so geht es aus der Anklage hervor. Im August 2013 habe er schon Ismail I. geholfen, ins syrische Kampfgebiet zu kommen, wo dieser „an Kampfhandlungen teilnahm“. Auch ein zweiter Islamist kam über Laus Aktivität in den Nahen Osten - allerdings ohne große Lust aufs Kämpfen. Lau musste selbst hinreisen, um ihn wieder abzuholen.
Hat es Sven Lau jetzt erwischt? Schon zweimal haben Sicherheitsbehörden versucht, ihn der Unterstützung des Djihad zu überführen – beide Male durfte er wieder nach Hause gehen.
Anfang 2014 warfen ihm Stuttgarter Staatsanwälte vor, deutsche Staatsangehörige zum Wehrdienst in militärischen Einrichtungen abgeworben zu haben. Damals sah die Bundesanwaltschaft zu wenig Belastbares in den Vorwürfen. Auch die spektakuläre Kampagne zur „Scharia-Polizei“ blieb am Ende ohne Folgen, obwohl die bergischen Fahnder wegen des Verstoßes gegen das Uniformverbot ermittelten. Hier ließ das Landgericht Wuppertal die Hauptverhandlung nicht zu.
Salafist Sven Lau droht Haft bis zu zehn Jahren
Die Weichen scheinen in diesen Tagen etwas anders gestellt. Der Bundesgerichtshof hat schon im März eine Beschwerde des Mannes gegen seine U-Haft abgewiesen, in der Sven Lau seit seiner Festnahme am 15. Dezember saß (er war bei der Polizei erschienen, um beschlagnahmtes Eigentum abzuholen): Fluchtgefahr! Sind ihm die Richter beim Staatsschutzsenat in Düsseldorf nicht gnädig, droht Sven Lau eine Haft bis zu zehn Jahren.