Berlin. Spektakuläre Festnahme in der Salafistenszene: Der Prediger Sven Lau wurde von der Polizei in Nordrhein-Westfalen in Haft genommen.
Der Salafistenprediger Sven Lau (35) ist am Dienstagmorgen von den Sicherheitsbehörden in Mönchengladbach als möglicher Terrorhelfer festgenommen worden. Dies bestätigte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft gegenüber unserer Redaktion.
Die Bundesanwaltschaft verdächtigt den Initiator der „Scharia-Polizei“ in Wuppertal, die in Syrien aktive Terrororganisation Dschaisch al-Muhadschirin wal-Ansar (Armee der Auswanderer und Helfer, kurz: JAMWA) unterstützt zu haben. Die im Frühjahr 2013 gegründete Organisation stehe spätestens seit Mitte 2013 in enger Verbindung mit der Terrororganisation „Islamischer Staat“.
Verlängerter Arm in Deutschland
In einer Erklärung der Bundesanwaltschaft heißt es, Lau, der sich selbst „Abu Adam“ nennt, stehe im Verdacht, 2013 von Deutschland aus als verlängerter Arm der JAMWA agiert zu haben. Er ist demnach dringend verdächtig, in vier Fällen eine ausländische terroristische Vereinigung unterstützt zu haben. „Nach dem Ergebnis der bisherigen Ermittlungen war er eine Anlaufstelle für Kampf- und Ausreisewillige insbesondere aus der salafistischen Szene im Großraum Düsseldorf.“
Bei einer Reise nach Syrien Ende 2013 habe Lau einem inzwischen verurteilten Terroristen 250 Euro übergeben und von dort den Auftrag mitgebracht und dann auch erfüllt, drei Nachtsichtgeräte im Gesamtwert von 1440 Euro für die Terroristen zu beschaffen und nach Syrien zu bringen. Im Prozess gegen diesen Mann hatte Lau als Zeuge die Aussage verweigert, um sich nicht selbst zu belasten.
Die Ermittler können nicht sagen, ob er selbst oder eine islamistische Hilfsorganisation die Geräte ins Basislager der JAMWA nach Syrien schmuggelten. Inzwischen ist sein Reisepass entzogen, weitere Reisen nach Syrien wurden damit unmöglich.
Wegen Syrienkontakten bereits 2014 in Haft
Wegen seiner Kontakte nach Syrien war Lau im Februar 2014 bereits einmal verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ließ ihn drei Monate lang in Gewahrsam und erhob zunächst Anklage wegen angeblicher Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Die Anklage wurde dann aber wieder zurückgenommen. Die Bundesanwaltschaft hatte damals erklärt, für die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung gebe es allenfalls „vage Anhaltspunkte“. Nun ist die Generalbundesanwaltschaft offenbar zu einer anderen Einschätzung gekommen.
Der Islamist hatte bundesweit Bekanntheit erlangt, als er mit seiner „Scharia-Polizei“ durch die Straßen Wuppertals patrouilliert war. Zuletzt hatte das dortige Landgericht jedoch die Eröffnung eines Hauptverfahrens in der Sache abgelehnt.
Der fünffache Vater kam als Kind katholischer Eltern in Mönchengladbach zur Welt. Zur Schulzeit galt er als Clown, kiffte und war Fußballfan.
Innenminister Jäger: Rechtsstaat wehrt sich
Nach eigenen Aussagen habe ihn das nicht erfüllt. Während der Ausbildung konvertierte er zum Islam. In der Folge widmete er sich immer mehr der Dawa, der islamischen Mission, und wurde zu einem der Köpfe des Salafismus in Deutschland. Mit seinem Verein „Einladung zum Paradies“ warb er junge Menschen in Mönchengladbach für den extremistischen Salafismus. In der Folge war er für verschiedene salafistisch-extremistische Organisationen aktiv, darunter auch das Koran-Verteiler-Netzwerk „Lies!“.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) kommentierte die Verhaftung: Salafistische Prediger wie Lau bereiteten den Nährboden für die Radikalisierung junger Männer. „Diesen fanatischen Hetzern machen wir klar: Der Rechtsstaat wehrt sich gegen Gewalt und Extremismus.“ (W.B./law)