Washington. Der republikanische US-Senator Rand Paul will Präsident werden. Der 52-Jährige erklärte am Dienstag seine Kandidatur für die Wahlen im November 2016.
„Besiegt die Washingtoner Maschine! Lasst den amerikanischen Traum von der Kette!“. Mit diesem Motto ist am Dienstag nach dem Texaner Ted Cruz der zweite Republikaner offiziell in das Rennen um das republikanische Ticket für die US-Präsidentschaftswahlen 2016 eingestiegen. Einen Steinwurf vom Museum der Box-Legende Muhammad Ali entfert in Louisville/Kentucky hat Senator Rand Paul (52) vor Hunderten Anhängern wie erwartet seinen Hut in den Ring geworfen.
Der gelernte Augenarzt profilierte sich in den vergangenen Monaten lautstark als Vertreter jener Konservativen, die den Einfluss der Zentralregierung in Washington zurückdrängen und die individuellen Freiheitsrechte in der amerikanischen Verfassung stärken wollen.
Kein lupenreiner Verfechter der Tea-Party-Bewegung
Anders als Parteikollege Cruz und Florida-Senator Marco Rubio, der nächste Woche seine Ambitionen auf das Weiße Haus anmelden wird, ist Paul kein lupenreiner Verfechter der radikal-populistischen Tea-Party-Bewegung.
Der als telegen und jungenhaft sympathisch geltende Vater dreier Kinder hat sich den Ruf eines geschmeidigen Politikers erworben, der unverrückbar erscheinende Positionen mühelos räumt, wenn es en vogue erscheint oder potenziell neue Wählerschichten erschließt.
Noch vor einem Jahr warb Rand Paul in der Außenpolitik für ein isolationistisches Amerika, das den Brandherden dieser Erde am besten fernbleibt. Das auf knapp 600 Milliarden Dollar im Jahr taxierte Verteidigungsbudget wollte er darum radikal gekürzt wissen. Schnee von gestern.
Paul befürwortet inzwischen, anders als Präsident Obama, sogar direkte US-Militäraktionen gegen das Terror-Netzwerk Islamischer Staat. Dem Pentagon will er 200 Milliarden Dollar zusätzlich zur Verfügung stellen. Mit dem Kriegsschiff U.S.S. Yorktown im Rücken wird Paul am Donnerstag in South Carolina seine Außen-Politik ausführlich darlegen. In der republikanischen Partei wird die Art und Weise, in der sich Paul neuerdings als „Falke“ geriert, mit Kopfschütteln registriert. Im Machtzentrum der „Grand Old Party“ gilt der in Pittsburgh geborene Politiker als „eiskalter Themen-Surfer“.
In Umfragen auf den vorderen Rängen
In der Innenpolitik zieht Paul wie andere Republikaner auch gegen die Steuerbehörde IRS zu Felde. Er ist gegen Abtreibung und Homo-Ehe. Außerdem lehnt er die massenhafte Sammlung von Telefonmetadaten durch den Geheimdienst NSA ab und hat Obama deswegen verklagt. Das Justiz-System mit seinen überlasteten Gefängnissen muss seiner Ansicht nach generalüberholt werden. In einer 13-stündigen Marathon-Rede im Senat argumentierte Paul gegen den von Obama massiv ausgeweiteten Einsatz von Drohnen im Anti-Terror-Kampf.
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Bei seiner Startschuss-Rede im Galt House-Hotel in Louisville sprach sich Paul erneut für Steuersenkungen und die Stärkung der Marktkräfte aus. Bei jungen Wählern und aufgeklärt-moderaten Republikanern liegt Rand Paul in Umfragen stets auf den vorderen Rängen; hinter dem bislang favorisierten Jeb Bush. Dass ihm milliardenschwere Gönner wie die Koch-Brüder in der heißen Wahlkampfphase ab Januar nächsten Jahres substanziell unter die Arme greifen, gilt als unwahrscheinlich. Rand Paul könnte das Schicksal seines Vaters Ron beschieden sein. Drei Bewerbungen für das Weiße Haus. Drei Niederlagen.