Washington. . Charles und David Koch verfügen über 86 Milliarden Dollar Privatvermögen. Die Rohstoff-Unternehmer gelten in den USA als gefürchtete Strippenzieher.
Mit 86 Milliarden Dollar Privatvermögen sind sie die reichsten Menschen auf dieser Erde. Ihnen gehört die zweitgrößte Privatfirma in Amerika mit 70. 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von zuletzt 115 Milliarden Dollar. Und doch kennt anders als Microsoft-Mitgründer Bill Gates selbst in den Vereinigten Staaten kaum jemand Charles (79) und David Koch (74). Gesprochen „Coke“. Wie Coca-Cola. Dabei sind die Erben eines Chemie-, Öl-, Kunststoff- und Finanzkonglomerats mit Hauptsitz in Wichita, US-Staat Kansas, 1000-mal aktiver als andere Superreiche.
Für die Konservativen in Amerika sind sie Helden, weil sie der radikalen Tea-Party-Bewegung in der republikanischen Partei auf die Welt geholfen haben. Liberale und Demokraten sehen in den alten Männern dreiste Strippenzieher, die sich hinter den Kulissen die Demokratie zurechtkaufen wollen.
Milliardärs-Brüder fluten Wahlkämpfe mit Geld
Das Rezept der beiden Brüder ist simpel. Weg, möglichst weit weg mit dem Staat, der eh nur reglementiert, besteuert und verschwendet. Her mit dem freien Markt, auf dem sich durchsetzt, wer stark ist. Stark wie die Kochs.
An dem Duo lässt sich beispielhaft die in Amerika zunehmend grassierende Sorge illustrieren, dass politische Parteien schon bald als Hauptakteure bei der Mobilisierung vor Wahlen abdanken könnten. Und den Weg freimachen für schlagkräftige Lobby-Organisationen wie „Americans for Prosperity“. Der wichtigste politische Arm der Koch-Brüder verfügt über nahezu unbegrenzte Ressourcen und fördert über Umwege gezielt Abgeordnete, die sich ihren Zielen verschreiben. Andersdenkende werden dagegen mit Negativ-Kampagnen im Fernsehen attackiert.
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Unter Umgehung üblicher Offenlegungspflichten fluten die Kochs Wahlkämpfe von der Stadt- bis in die Bundesebene nach Belieben mit Geld. Nach Kriterien, die sich keiner Mehrheitsentscheidung beugen müssen. 2012 haben sie knapp 400 Millionen Dollar aus der Privatschatulle investiert, um den Republikaner Mitt Romney im Weißen Haus zu installieren. Was bekanntermaßen daneben ging. Barack Obama schlug seinen Widersacher um Längen.
Andere würden nach so einer Pleite vielleicht eine Pause einlegen und nachdenken. Die Kochs legen noch eins drauf. Gerade erst sickerte durch, dass sie für den Präsidentschaftswahlkampf in einem Jahr rund 900 Millionen Dollar zur Verfügung stellen wollen, um „für ein freies und prosperierendes Amerika zu kämpfen“, wie Charles Koch es formuliert. 900 Millionen Dollar von zwei einzelnen Wahlbürgern? Kann das noch legal sein?
Konservative Spitzenpolitiker machen brav Männchen
Ist es, seit der Oberste Gerichtshof in Washington in einer seltenen Anwandlung von Liberalität politische Spenden in unbegrenzter Höhe als Ausdruck des in der Verfassung niedergelegten Rechts auf freie Meinungsäußerung interpretiert hat. Da verwundert es nicht, wenn potenzielle Präsidentschaftskandidaten artig Männchen machen, wenn die Kochs rufen und subtil Gefolgschaft einfordern. Zurzeit stehen die Senatoren Ted Cruz, Rand Paul, Marco Rubio und der Ex-Gouverneur von Florida, Präsidentensohn und -Bruder Jeb Bush in der Gunst der Kochs weit oben. Wen die graumelierten Gönner am Ende tatsächlich sponsern werden auf dem Weg zum Weißen Haus, ist noch ungewiss.
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Nur eines ist sicher: Ihren Geschäften im Weg stehen darf der Obama-Nachfolger, wenn es denn ein Mann und nicht Hillary Clinton werden sollte, nicht.
Der Bescheidene und der Mäzen
Weil ihr Imperium an vielen Fronten mit Rohstoffen hantiert, vor allem mit Öl, profitiert Koch Industries unmittelbar, falls ein neuer Präsident für Konzerne die Steuern senkt, superreichen Bürgern nicht über Gebühr in die Tasche greift oder kostenintensive Umweltschutzauflagen gegen den Klimawandel streicht. Die 100-Milliarden-Grenze ihres gemeinsamen Vermögens wäre dann nicht mehr fern. Was macht man mit so viel Geld – außer Wahlen beeinflussen? Charles Koch lebt zurückgezogen in Wichita. David Koch ist in New York bekannt als ein den Künsten zugewandter Feingeist. Kaum ein Ballett, ein Theater, ein Museum von Weltrang im Big Apple, das Koch nicht schon mit Millionenspenden gepampert hätte.
Bei 43 Milliarden Dollar auf dem Konto ein Kinderspiel.