Washington. Hillary Clinton und Jeb Bush könnten 2016 Kontrahenten im Rennen um das Weiße Haus sein. Dutzende unabhängiger Organisationen bereiten sich bereits auf einen möglichen Wahlkampf vor. Doch beide halten sich noch bedeckt, denn wer zu früh die Karten auf den Tisch legt, gerät ins Visier der Medien

Zweieinhalb Jahre vor den nächsten Präsidentschaftswahlen elektrisiert die Aussicht auf ein Duell zweier Politik-Dynastien Amerika. Bei den Demokraten gilt die frühere Präsidenten-Gattin, Senatorin und Außenministerin Hillary Rodham Clinton (66) in ihrer Partei seit langem als unangefochten favorisiert, sollte sie kandidieren. Bei den Republikanern mehren sich die Anzeichen, dass zum dritten Mal ein Mitglied des Bush-Clans antreten könnte: Jeb, Sohn von George Herbert Walker Bush (41. Präsident) und Bruder von George Walker Bush (43. Präsident).

Der 61-jährige frühere Gouverneur von Florida hält sich wie seine fiktive Konkurrentin zwar noch bedeckt. Wer sich zu früh bewegt, droht von der Medienmaschine und politischen Gegnern seziert und zermalmt zu werden. Unterdessen laufen sich in beiden Fällen milliardenschwere Netzwerke warm, um Spenden zu sammeln für den Tag X. Anfang 2015 werden Clinton wie Bush Farbe bekennen müssen. Der Wiedererkennungswert beider Namen, so die New York Times, „garantiert höchste Aufmerksamkeit“.

Die Marke Bush hat gelitten

Im Falle Bushs vielleicht ein wahlentscheidendes Handicap. Zwar gilt der Bush-Clan als konservative Antwort auf Amerikas Quasi-Königshaus – die Kennedys. Doch die Marke hat enorm gelitten, seit Jebs Bruder George W. das Land in zwei Kriege und eine tiefe Finanzkrise trieb. In ersten Umfragen fiel der Name Bush vor wenigen Tagen kolossal durch. Ein Fall von Sippenhaft. Momentaufnahmen, gegen die das republikanische Establishment ankämpft.

Mit Chris Christie hat sich der aussichtsreichste Aspirant für 2016 vorübergehend selbst ausgebremst. Seit bekannt ist, dass Vertraute des Gouverneurs von New Jersey in Mafiafilm-Manier Staus auf einer zentralen Brücke nach New York organisierten, um einen eigensinnigen Bürgermeister zu bestrafen, rücken Partei-Mäzene wie der Milliardär Sheldon Adelson von dem schwergewichtigen Poltergeist ab.

Weil sich andere „hopefuls“ (Aussichtsreiche), die Senatoren Marco Rubio, Rand Paul und Ted Cruz, in Umfragen als zu radikal und damit massenuntauglich erweisen, versammelt sich die Partei-Elite um den Traditions-Namen Bush. So soll verhindert werden, dass die Demokraten das Weiße Haus behalten und Amerika nach dem ersten Schwarzen zum ersten Mal eine Frau ins höchste Staatsamt wählt.

Verständnis für Einwanderer

Der nach seinen Initialen John Ellis Bush kurz „Jeb“ gerufene pausbäckige Brillenträger könnte sich vor allem im Kampf um die Gunst der rund 50 Millionen Wähler mit spanischsprachigen Wurzeln (Latinos) als Glücksfall erweisen. Er ist seit 40 Jahren mit der gebürtigen Mexikanerin Columba Gamica Galla, der Tochter eines Wanderarbeiters, verheiratet und spricht perfekt Spanisch.

Innerhalb der „Grand Old Party“ gilt der studierte Lateinamerikanist und Bildungsexperte als Befürworter einer Einwanderungsreform mit „Herz und Augenmaß“. Als Obamas Kontrahent Mitt Romney im Wahlkampf 2012 die zwölf Millionen illegalen Einwanderer in den USA aufforderte, freiwillig auszureisen, warnte Bush vor schrillen Tönen. Nun drohen sie ihm selber.

Kritik aus dem Lager der radikalen Tea Party

In einer Rede in Texas erklärte er, dass der illegale Grenzübertritt oftmals als „Akt der Liebe“ verstanden werden müsse, den Flüchtlinge für ihre Familien begingen: „Sie haben gegen Gesetze verstoßen, aber sie haben kein Verbrechen begangen.“ Prompt setzte es Kritik aus dem religiös-radikalen Milieu der Südstaaten und aus dem Lager der Tea Party. Aus beiden Gruppen, so der Publizist Charles Krauthammer, würde Bush III im Bewerbungsrennen um die Kandidatur 2016 „dafür die Quittung bekommen“.

Jeb Bush schreckt das nicht. Er drängt sich nicht nach dem Amt, zumal Mutter Barbara (88) feststellte, dass jetzt mal „eine andere Familie dran ist“. Antreten würde er nur mit einer bezwingenden „optimistischen“ Botschaft. Neue Töne bei den zuletzt als Wir-sind-dagegen-Partei bekannten Republikanern. In den Ohren von Hillary Clinton klingen sie wie eine Warnung.