Essen. Mancher Krebs ist früh erkannt sogar heilbar. Auch durch zielgenaue Therapien versprechen sich Ärzte Erfolge beim Kampf gegen diese Krankheit.

Die Krebs-Therapie hat große Fortschritte gemacht, sagt Prof. Wolff Schmiegel, Leiter der Medizinischen Uni-Klinik Knappschaftskrankenhaus Bochum und Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Ein Überblick über die Gefahr der Krankheit und die Chancen zur Heilung.

Wie sehen die Erfolge beim häufigsten Krebs, dem Darmkrebs aus?

„Wird Darmkrebs früh erkannt, kann der Patient komplett geheilt werden“, sagt Schmiegel. „Bei der Darmspiegelung können wir die Vorstufen von Krebs erkennen und entfernen.“ Bei vier Millionen Darmspiegelungen in Deutschland konnten so 188 000 Krebserkrankungen verhindert werden.

Wo liegen weitere Erfolge?

Die Behandlung von Brustkrebs schneidet gut ab – die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt etwa 85 Prozent, so Experten.

Sorgen macht der Lungenkrebs:

Lungenkrebs hat bei Frauen in den letzten 30 Jahren extrem zugenommen: 1983 starben daran 5491 Frauen, 2013 waren es 15 370. Der Grund: Immer mehr Frauen rauchen. Die höchste Zuwachsrate von Krebs bei Männern liegt bei Leber -und Gallenkrebs: plus 152 Prozent.

Welche Vorsorge-Untersuchungen gelten als sinnvoll?

„Gebärmutterhalskrebs, Darmkrebs und Hautkrebs auf jeden Fall“, so der Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin hält viele Vorsorge-Untersuchungen für überbewertet.

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Brustkrebs-Screening:

Studien belegen einen mäßigen bis geringfügigen Nutzen der Reihen-Mammografie. Durch „falsch positive“ Befunde müssten sich viele Frauen einer Gewebeprobe und großen Ängsten aussetzen, obwohl sie gesund sind. Kritiker beklagen zudem eine mangelnde Aufklärung der Patientin. Deshalb glauben 92 Prozent von ihnen, dass sich durch die Mammografie bei 1000 Frauen die Sterblichkeit bei 100 bis 200 Frauen vermeiden lasse. Doch die Zahl liege bei einer bis fünf von tausend Frauen, so Studien.
Gefahr der Überdiagnose
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Der lange gefeierte PSA-Bluttest zum Erkennen von Prostatakrebs gilt heute als erwiesenermaßen unzuverlässig. Vielfach seien die Daten fehlbewertet worden – und es habe sich eine unnütze Biopsie angeschlossen, die sogar zu körperlichen Komplikationen wie Blasenschwäche führe. Heute weiß man, dass fast jeder zweite 80-Jährige einen Prostatatumor hat – aber an etwas ganz anderem stirbt.

Moderne „zielgenaue Therapie“:

Kein Tumor ist wie der andere. Diese Erkenntnis war der Durchbruch zu einer modernen Krebsmedizin. Forscher entzifferten die Erbanlagen sämtlicher Tumorarten. Und gingen ihm mittels individualisierter Therapie an den Kragen. Das „Gießkannen-Prinzip“ – dasselbe Medikament für alle – wurde abgelöst.


Hoffnung „Immuntherapie“:

Die große Hoffnung liegt hier: auf der Immuntherapie. Ziel ist es, das körpereigene Abwehrsystem in die Lage zu versetzen, Tumorzellen zu bekämpfen. Gegen schwarzen Hautkrebs werden neue immunologische Therapien mit Erfolg eingesetzt, so das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Derzeit laufen in aller Welt Studien, viele Firmen entwickeln entsprechende Medikamente. Krebsforscher sprechen von einer „Goldgräberstimmung“ in der Arzneimittelbranche und Biotechnologie.