Bochum. Ärzte führen den Kampf gegen Krebs immer erfolgreicher. Sie glauben, dass Krebs sich zu einer therapierbaren, chronischen Krankheit entwickelt.
Der Kampf gegen den Krebs zeigt Wirkung. Der Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft und Leiter der Medizinischen Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum spricht von einer „hoffnungsvollen Entwicklung“: Denn die Lebenserwartung der Krebskranken sei so hoch wie nie. „Dank neuer Therapien und der Früherkennungs-Maßnahmen ist Krebs kein Todesurteil mehr.“
Bis 2030 werde sich die Zahl der Krebsfälle weltweit um 30 Prozent auf etwa 20 Millionen neue Fälle pro Jahr häufen. Doch Krebs sei nicht mehr die Geißel der Menschheit, sondern habe sich zu einer therapierbaren chronischen Erkrankung entwickelt, mit der man lange überleben könne, sagt der Krebs-Experte.
„Heute ist Krebs in sechzig Prozent heilbar, das ist ein riesiger Erfolg“
Die Zahlen bestätigen das: 2013 erreichte das Sterbealter Krebskranker mit 73,4 Jahren den höchsten gemessenen Wert in Deutschland, so das Statistische Bundesamt. Die normale Sterberate lag bei 78 Jahren. Viele Tumorkranke lebten sogar länger als 85 Jahre: Die Zahl stieg innerhalb von dreißig Jahren von acht auf 17 Prozent.
Zudem konnte auch bei der Behandlung viel erreicht werden. Jahrzehntelang habe man nicht von „Heilung“ sprechen können. Das habe sich geändert, so Schmiegel. „Heute ist Krebs in sechzig Prozent heilbar, das ist ein riesiger Erfolg.“
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Viele Menschen gelten als chronisch krebskrank
Doch werfe die Entwicklung hin zu einer chronischen Erkrankung auch Probleme auf: Etwa 700 000 bis 800 000 Menschen in NRW, die die Therapie abgeschlossen haben, gelten als chronisch krebskrank. Diese Patienten benötigen vor allem eine ambulante hochwertig Versorgung. Vielfach seien sie mit ihren Ängsten und den oft starken Schmerzen aber sich selbst überlassen, so Schmiegel.
Ein Schritt zur Verbesserung der Schmerzpatienten-Behandlung ist auch die Entscheidung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU): Sie will den Cannabis-Konsum für Schwerkranke zur Kassenleistung machen. Noch 2015 solle ein Gesetz dazu vorgelegt werden.
Bei aller Zuversicht sieht der Präsident der Krebsgesellschaft ein Problem: Die Vorsorge-Medizin sei nicht an die Migrantenfamilien heranzuführen. „Wir sprechen immer von Einwanderung, aber die Mitbürger erreichen wir leider nicht.“