Duisburg.. Michaela Horst hat Gebärmutterhalskrebs. Helfen kann der Duisburgerin nur noch ein Medikament, das für ihren Krebstyp aber noch nicht zugelassen ist.

Michaela Horst führt seit über zwei Jahren einen ständigen Kampf ums Überleben. Bei der Mutter, die mit Ehemann Frank und drei ihrer fünf Kinder (4-23 Jahre) in einem Reihenhaus zwischen Hochemmerich und Asterlagen lebt, wurde vor kurzem zum zweiten Mal Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert.

Die Ärzte geben der Duisburgerin, die am Mittwoch ihren 43. Geburtstag feiert, noch eine Lebenserwartung von rund einem halben Jahr – wenn es bei der bisherigen Behandlung mit Chemotherapie bleiben sollte.

Ihre letzte verbliebene Chance auf eine Lebensverlängerung heißt Avastin. Dieses Medikament ist hierzulande zwar für die Behandlung von Brust-, Darm- oder Lungenkrebs zugelassen, nicht jedoch für ihren Krebstyp (Zervixkarzinom) – weil es dafür bislang keine Studien gibt, die die Wirksamkeit nachgewiesen haben. In den USA oder in der Schweiz findet es hingegen schon Anwendung.

MDK Nordrhein fällt die Entscheidung

Die 18-wöchige Therapie mit diesem Infusionsstoff würde eine hohe fünfstellige Summe kosten. Ein Geldbetrag, den die Familie aus eigener Kasse natürlich nicht stemmen kann. Daher liegt das Schicksal von Michaela Horst ein Stück weit in den Händen ihrer Krankenkasse IKK Classic und des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) Nordrhein. Hier fällt nun die Entscheidung, ob die Krebspatientin die letzte verbliebene Hilfsmöglichkeit finanziert bekommt – oder nicht.

„Man dreht durch und hat ständig Angst, dass einem die Zeit davonläuft“, beschreibt die Erkrankte ihre Gefühlslage. Vergangene Woche erhielt sie das Schreiben ihrer Krankenkasse, dass ihr Fall nun beim MDK Nordrhein vorliegt. Ein aus Fachärzten bestehendes Gremium entscheidet in Düsseldorf, ob die Therapie gewährt wird. „Diese Entscheidung muss in maximal drei Wochen gefällt werden“, erklärte Michael Lobscheid, Pressesprecher der IKK Classic für den Bereich Nordrhein, auf Anfrage. „Alle Beteiligten wissen aber um die Dringlichkeit in diesem Fall und deshalb wird hier sicher schneller entschieden werden“, sagte Lobscheid.

Moralische Unterstützung erhält die Erkrankte nicht nur aus ihrem Familien- und Freundeskreis, sondern auch aus dem Internet. Die Facebook-Gruppe „Hilfe für Michaela“ hat nach ihrer Gründung am 24. November in nur zwei Wochen über 3500 Mitglieder gefunden. Ein Benefizkonzert ist zudem in Planung, Spendengelder werden gesammelt. Das Schicksal von Michaela Horst und ihrer Familie, es bewegt viele Menschen.

Aufgeben kommt für sie nicht in Frage

Doch es gab nicht nur positive Reaktionen: „Manche Freunde und Bekannte haben sich nach meiner Erkrankung von mir abgewandt, sie meiden mich.“ Viele wohl aus eigener Verunsicherung, vermutet sie. „Andere behandeln mich, als wäre ich der Tod auf Socken“, erzählt die Frau, die ruhrgebietstypisch stets Klartext spricht. „Aber ich bin noch am Leben.“ Aus jedem dieser Worte ist der enorme Kampfgeist herauszuhören, der in Michaela Horst entfacht ist. Aufgeben kommt nicht in Frage. Was sie sich jetzt wünscht? „Eine schnelle und positive Entscheidung.“

Der lange Leidensweg von Michaela Horst

Der Leidensweg von Michaela Horst begann im Mai 2012, als erstmals Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert wurde. Es folgten: eine Operation, Chemo- und Strahlentherapien. Bei den üblichen Nachsorgeuntersuchungen folgte im September 2013 der nächste Schock: Bei einer Lungen-CT entdeckten die Ärzte vermeintlich Metastasen. Dann stellte sich heraus, dass es sich „nur“ um eine Sarkoidose-Erkrankung handelte. Im Juli 2014 dann tatsächlich der Krebsrückfall: diesmal im Darm. Und im November auch noch die Rückkehr des Gebärmutterhalskrebses mit Streuung in der Umgebung.

„Die Krankengeschichte meiner Frau hat natürlich auch mich niedergeschlagen“, sagt Frank Horst. Der 42-Jährige ist seit 2008 mit seiner früheren Jugendliebe liiert, im Mai 2012 folgte die Hochzeit. „Egal, was auch passiert: Ich stehe immer an Michaelas Seite.“

Doch die Sorge und der Stress wegen der schweren Erkrankung seiner Frau hat sich auch auf die Gesundheit des Berufskraftfahrer ausgewirkt. In den vergangenen zweieinhalb Jahren war er über mehrere Monate krank geschrieben. „Ich kann mich nur bei meinem Arbeitgeber bedanken, der mich und uns vom ersten Tag an unterstützt hat.“