Essen. Welche Faktoren begünstigen Volkskrankheiten? Mediziner wollen's wissen: In einer bundesweiten Gesundheitsstudie wollen sie mehr als 200.000 Menschen beobachten — bis zu 30 Jahre lang. Am Montag fiel in Essen der Startschuss für die “Nationale Kohorte“.

Wie steht es um unsere Gesundheit, mit welchen Risiken leben wir? Mehr als 200.000 Menschen sollen untersucht werden, um Antworten zu finden. Der Startschuss für die „Nationale Kohorte“, die bislang größte deutsche Gesundheitsstudie, fiel am Montag in Essen. Forscher wollen Studienteilnehmer 20 bis 30 Jahre lang beobachten. Was hat es mit dem medizinischen Großprojekt auf sich?

Die Mediziner wollen Volkskrankheiten erforschen. Dazu zählen zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, psychiatrische Erkrankungen und Infektionskrankheiten. Die Ärzte wollen herausfinden, wie diese Krankheiten entstehen. Langfristig wollen die Mediziner Zusammenhänge erkennen zwischen Lebensumständen, genetischen Bedingungen und Umweltfaktoren.

Teilnehmer per Zufallsverfahren über Meldelisten ausgewählt

Die Ärzte untersuchen die Studienteilnehmer, die über ein Zufallsverfahren über die Einwohnermeldeämter ausgewählt und um Teilnahme gebeten werden, zweimal binnen fünf Jahren auf sämtlichen Gebieten der Medizin. Dazu führen die Mediziner in den Studienzentren Interviews, stellen Fragen zu persönlichen Lebensumständen und machen verschiedene körperliche und kognitive Tests. In über zwanzig Untersuchungen werden beispielsweise körperliche Fitness getestet, Puls, Blutdruck und kognitive Fähigkeiten gemessen und Körperflüssigkeiten untersucht.

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Wie bestimmte Faktoren eine Krankheit begünstigen, ist noch nicht hinreichend klar. Die Mediziner sammeln deshalb zunächst sämtliche Daten der Studienteilnehmer über ihre persönlichen Lebensumstände, ihre Krankheiten, ihre gesundheitliche Verfassung. Jahre später können sie dann in die individuelle Krankheitsgeschichte der Probanden gucken und Risikofaktoren ausmachen, die zuvor vielleicht nicht bedeutsam erschienen.

Für Forscher ist eine Studie besonders wertvoll, wenn sie über viele Jahre geht. Im Laufe der Zeit erkranken Patienten, andere sterben. Die Mediziner bekommen dadurch mehr Material zur Auswertung. Rückblickend können dann Zeitpunkte ausgemacht werden, an denen Ärzte in Zukunft schon aktiv werden sollten, da bestimmte Umstände als Risikofaktoren ausgemacht werden konnten, die zuvor womöglich für unbedeutend gehalten wurden.

Welche Faktoren begünstigen welche Krankheit?

Die Ärzte wissen, dass Früherkennung und Prävention im Kampf gegen gefährliche Krankheiten helfen. Welche Faktoren aber eine Krankheit begünstigen, wissen sie nicht immer. Die Forscher hoffen nun, zu erfahren, durch welche genauen Umstände eine bestimmte Person erkrankt, eine andere nicht. So wollen sie Menschen in Zukunft besser vor Krankheiten schützen.