Athen. . Griechenland steht vor einer politischen Wachablösung: Das Bündnis der radikalen Linken (Syriza) ist aus der Wahl vom Sonntag als klarer Sieger hervorgegangen.

Der Wahlsieg der radikalen Linken in Griechenland stellt die Weichen neu im verschuldeten Land. Syriza-Chef Alexis Tsipras verspricht zwar, das Land in der Euro-Zone halten zu wollen. Das möchten laut Umfragen auch drei von vier Griechen, und zwar „um jeden Preis“. Tsipras lehnt aber die Auflagen der öffentlichen Geldgeber, die sein Land seit 2010 mit Hilfskrediten von rund 230 Milliarden Euro stützen, ab. Er will den Sparkurs beenden, Renten und Mindestlöhne erhöhen und die Arbeitsmarktreformen zurückdrehen. Ein Konflikt mit den Gläubigern könnte dazu führen, dass Griechenland die Währungsunion verlassen muss.

Absolute Mehrheit liegt für Syriza in greifbarer Nähe

Nach Hochrechnungen von 21.30 Uhr erreichte Syriza einen Stimmenanteil von 36,5 Prozent. Die absolute Mehrheit von 151 der 300 Sitze im Parlament liegt für die Linkspartei in greifbarer Nähe. Abgestraft wurden die bislang regierenden Konservativen von Regierungschef Antonis Samaras: Die Nea Dimokratia (ND) liegt demnach bei 27,7 Prozent und 76 Sitzen im neuen Parlament.

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Spannend war das Rennen um den dritten Platz. Die Rechtsextremisten der Goldenen Morgenröte lagen laut Hochrechnungen bei 6,3 Prozent und 17 Sitzen. Dicht dahinter folgte die Anfang 2014 gegründete neue proeuropäische Partei der politischen Mitte, To Potami (Der Fluss), mit 5,9 Prozent und 16 Sitzen.

Auf dem Athener Klathmonos-Platz versammelten sich nach Bekanntgabe der ersten Prognosen Tausende Anhänger von Syriza. Sie schwenkten Fahnen und stimmten Lieder an.

„Rückkehr der Hoffnung“ für Griechenland?

Alexis Tsipras hatte sich bereits an der Wahlurne siegessicher gegeben. Er sprach bei der Stimmabgabe von einem „historischen Tag“ und der „Rückkehr der Hoffnung“ für Griechenland. Offen war zunächst, ob Syriza-Chef Tsipras mit einer absoluten Mehrheit im Parlament rechnen konnte – das griechische Wahlrecht belohnt die stärkste Partei mit einem Bonus von 50 der 300 Mandate.

In den vergangenen Wochen hatte Tsipras seine extremen Positionen bereits deutlich abgemildert. Während er zunächst versprach, er werde die Kreditverträge mit den ausländischen Gläubigern noch in der Wahlnacht „zerreißen“, kündigt er nun „Verhandlungen“ an – unklar ist allerdings, mit wem und worüber.