Athen. Während ein Ausstieg Griechenlands aus der Eurzone für manche Politiker inzwischen verkraftbar scheint, hätte er für Griechenland wohl heftige Folgen.
Die meisten Griechen möchten an der Gemeinschaftswährung festhalten, denn der Euro hat ihnen Vorteile gebracht, die sie früher mit der Drachme nicht kannten – vor allem Preisstabilität und günstige Kredite. Umfragen zeigen: 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung wollen den Euro nicht hergeben. Dazu könnte es aber kommen, wenn der radikal-linke Oppositionsführer Alexis Tsipras den Sparkurs tatsächlich beendet, die Reformen annulliert und die Kreditverträge aufkündigt.
Sollte Griechenland dann keine weiteren Hilfskredite erhalten und sich auch nicht am Kapitalmarkt refinanzieren können, müsste Tsipras Geld drucken, um die Staatsausgaben zu bestreiten. Das könnten keine Euros, sondern nur Drachmen sein.
Alexis Tsipras verspricht, sein Land in der Euro-Zone halten zu wollen, weil er weiß, dass eine Rückkehr zur Drachme unpopulär ist. Syriza-Politiker wie Panagiotis Lafazanis, der Anführer des marxistischen Parteiflügels, arbeiten aber schon an einem „Plan B“ zur Einführung der Drachme.
Drachme würde gegenüber dem Euro schnell an Wert verlieren
Bekommt die Bevölkerung von der geplanten Umstellung Wind, würden die Menschen wohl ihre Konten auflösen, um rasch noch Euros ins Ausland zu schaffen oder unter der Matratze zu verstecken. Das Bankensystem bräche binnen weniger Tage zusammen. Man müsste die Aktion deshalb quasi über Nacht durchziehen. Bankeinlagen und Kredite würden zwangsweise von Euro auf Drachme umgestellt. Der Kapitalverkehr mit dem Ausland würde für einige Zeit unterbunden, man müsste Grenzen und Flughäfen schließen, um die Kapitalflucht zu unterbinden.
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Zunächst einmal ging es den Griechen sehr viel schlechter, denn sie hätten viel weniger Kaufkraft. Fachleute der National Bank of Greece erwarten im ersten Jahr eine Inflationsrate von 32 Prozent und einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 22 Prozent. Entsprechend schnell würde die neue Drachme gegenüber dem Euro an Wert verlieren. Griechenland bekäme Schwierigkeiten, Treibstoffe, Arznei und selbst bestimmte Lebensmittel zu importieren. Der frühere Premierminister Kostas Simitis erwartet bei einer Rückkehr zur Drachme „nie dagewesene Armut und Arbeitslosigkeit“.
Exportwirtschaft hätte wenig von der Drachme
Der Tourismus würde vielleicht profitieren, aber wer hat Lust auf Urlaub in einem Land, dem soziale Unruhen drohen? Die Exportwirtschaft hätte wenig von der Drachme. Die Lohnstückkosten in Griechenland sind zwischen 2011 und 2014 bereits um 12,6 Prozent gesunken, das Land hat also „abgewertet“. Dennoch sind die Exporte seit zwei Jahren rückläufig. (dpa)