Düsseldorf. NRW erwartet die Rückkehr der Wölfe. Umweltminister Remmel spricht schon vom „Wolfserwartungsland“. Die FDP will das Tier schnell zur Jagd freigeben.

  • Bundesweit gibt es inzwischen 46 Wolfs-Rudel
  • Mehrere Wölfe sind bereits in NRW gesehen worden
  • FDP-Landtagsfraktion fordert Jagdgesetz zu ändern

NRW erwartet die Rückkehr der Wölfe. Schon in zwei, drei Jahren, sagen Experten voraus, könnten die ersten Exemplare des „Canis lupus“ zwischen Rhein und Weser heimisch werden. Und wenn das erste Rudel da ist, geht es erfahrungsgemäß schnell. In Sachsen schnellte die Population zwischen 2010 und 2016 von sieben auf 31 Rudel hoch. Bundesweit gibt es inzwischen 46 Rudel, meldet das Bundesamt für Naturschutz.

Noch bevor der Wolf in NRW richtig angekommen ist, wird er hier schon zum Politikum. Man ist sich nicht sicher: Sollte man sich auf den Räuber freuen oder ihn fürchten? Die FDP-Landtagsfraktion spricht von einer „Herausforderung“ und einem „Konfliktpotenzial“. Die Liberalen wollen den Wolf schnell ins Jagdrecht aufnehmen. Jäger sollen ihn hegen und pflegen und seinen Bestand gegebenenfalls „regulieren“. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) ist optimistischer gestimmt. Er bezeichnet NRW als „Wolfserwartungsland“.

"Bereicherung der Artenvielfalt"

Für Remmel ist der Wolf eine „Bereicherung für die Artenvielfalt“. Er wolle den Tieren aber nicht „den roten Teppich ausrollen“, sagte der Minister bei der Fachtagung „Der Wolf unterwegs in NRW“ in Recklinghausen. Er weiß, wie groß die Vorbehalte gegenüber Wölfen seit alters her sind.

Mehrere Wölfe sind bereits in NRW gesehen worden: Unter anderem wanderte ein Tier im März und April 2016 von Barntrup/Lippe über Borchen und Oelde nach Rösrath bei Köln und zog später zurück nach Niedersachsen. Ein weiterer Wolf wurde am 23. April bei Ibbenbüren gesichtet. Am 28. April wurde ein weibliches Tier in Hamminkeln im Kreis Wesel nachgewiesen.

„Schlaraffenland für Wölfe“

„Deutschland ist ein Schlaraffenland für Wölfe“, erklärte Gesa Kluth vom Lupus Institut für Wolfsmonitoring in Spreewitz (Sachsen) bei der Tagung in Recklinghausen. „Hier finden diese Tiere leicht Nahrung.“ Seit 1990 sind Wölfe immer wieder aus Polen in die sächsische Lausitz gewandert. Seit 15 Jahren hat sich der Wolf in Sachsen niedergelassen, und er zeugt viel Nachwuchs. Bei der Nahrungssuche legt ein einzelnes Tier am Tag bis zu 50 Kilometer zurück.

Mittlerweile gelten Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen als „Heimatländer“ des deutschen Wolfes. Aber auch in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gibt es Wölfe, die sich fortpflanzen. Die Populationszahlen steigen seit sechs Jahren immer schneller. 2011 zählten die Wolfsforscher noch acht Rudel, 2012 bereits zwölf, 2013 waren es 18 Rudel, 2014 zählten die Wissenschaftler 25, vergangenes Jahr 31 Rudel und das Wolfsmonitoring des Bundesamtes für Naturschutz ergab für dieses Jahr 46 Rudel in Deutschland. Hinzu kommen Paare und einzelne Tiere, die zeitweise ein neues Revier suchen und „abwandern“.

Wölfe sind Raubtiere, keine Frage: In Sachsen kamen durch Wölfe vergangenes Jahr 70 Tiere ums Leben. Die Nutztiere waren allerdings auch nicht gut geschützt, sagte Forscherin Gesa Kluth. Wölfe suchten sich einfache Beute. Das Thema Nutztier-Schutz wird auch auf NRW zukommen. Meterhohe mobile Zäune oder Elektrozäune sollen die Herden schützen. „Sie sehen den Wolf nicht, aber er kommt jeden Tag und kontrolliert, wie fleißig sie waren“, warnt Knut Kucznik, Chef des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg. Zäune und Hütehunde seien notwendig in einem Land, in dem der Wolf wieder heimisch ist.